Europas Greifvögel

Lars Gejl
Europas Greifvögel: Das Bildhandbuch zu allen Arten
Haupt Verlag, Bern 2018, 304 S., zahlreiche Fabfotos und sw Grafiken
ISBN 978-3-258-08089-5

Handbuch, Sachbuch, Fotoband, Coffee Table Book

Diese außergewöhnliche Publikation nur als Handbuch zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Der Däne Lars Gejl, der bereits mit Die Watvögel Europas einen bestechend schönen und nützlichen Band vorgelegt hat, ist Naturfotograf und versierter Verfasser fundierter Natur- und Vogelbücher. Seine Werke sind wertvolle Bild- und Informationsquellen für jede Form der Vogelbeobachtung. Dabei ist es völlig gleich, ob der Passion abenteuerlich in freier Natur oder bequem schmökernd von der warmen Stube aus gefrönt wird. Der Band erfüllt tatsächlich jeden ästhetischen und informativen Anspruch nur nicht den eines Taschenformats – es ist ein gewichtiges Nachschlagewerk in Coffee Table Book Qualität. Die dänische Originalausgabe erschien übrigens auch 2018 und es ist kein Wunder, dass Haupt noch im selben Jahr die deutsche Ausgabe publiziert hat.

Etliche Naturfotografen haben mit ihren spektakulären Fotos von Greifvögeln zu diesem Band beigetragen. Der Autor, der selbst mit der Kamera unterwegs ist, ehrt diesen Anteil der besten Greifvogelfotografen bereits im Vorwort. Daran könnten sich jene ein Beispiel nehmen, die sich zwar an Fotos bedienen, aber Erwähnungen oft nur auf den Fotonachweis beschränken.

Übersichtlich und schön

Begeisterte Greifvogelfans werden mit diesem Band ebenso glücklich sein wie Neueinsteiger, die erste Informationen suchen. Dem routinierten Vogelbeobachter bietet der Band solide Informationen zur sicheren Bestimmung europäischer Greifvögel. So faszinierend Greifvögel auch sein mögen, so kompliziert kann sich die Bestimmung erweisen. Das Aussehen von Jung- und Altvögel kann stark variieren, die Geschlechtsunterschiede sind eine Herausforderung und von Hybriden ganz zu schweigen. Selbstverständlich bietet der Band entsprechende Fotos zu diesen Unterschieden.

Inhaltlich gliedert sich der Band in folgende Greifvögel: Geier, Adler, Bussarde, Habichte und Sperber, Milane, Weihen sowie Falken. Vorangestellt wird eine Gliederung der Artporträts, benutzerfreundliche Information zu den Fachbegriffen, zur Topografie, den Silhoutten sowie dem Gesamteindruck. Das Kapitel „Mein Leben als Greifvogel“ ist ein emotional-literarisch gehaltener Beitrag aus der Sicht eines Greifvogels.

Die Präsentation der Greifvögel erfolgt nach einem übersichtlichen Schema, das auch das selektive Lesen und Suche nach spezifischer Information erleichtert. Die begleitenden zahlreichen Fotos werden ausführlich erläutert und sind durch optische Hinweise auf Besonderheiten ergänzt.

Sämtliche Flugsilhouetten befinden sich nicht nur bei den einzelenen Vögeln. Sie sind nochmals alle gemeinsam auf den Innenseiten der Cover zusammengestellt – selbstverständlich beschriftet und inklusive der Seitenverweise.

Am Ende des Bandes sind QR-Codes für Smartphonebesitzer zum Auslesen bereitgestellt. Einmal gescannt kann man Tonaufnahmen der jeweiligen Greifvogelstimmen abrufen. Eine wunderbare und hilfreiche Zusatzinformation, denn oft ist der Ruf gut zu hören, aber der Vogel selbst ist kaum zu sehen.

Fazit

Das Buch muss man nicht nur selbst besitzen, es eignet sich hervorragend als Geschenk an alle Naturliebhaber und Fotoverrückte im Freundeskreis. Sagenhaft, dass es möglich ist, solch eine außergewöhnliche Publikation zu so einem moderaten Preis zu produzieren. Bei mir wird das Buch jedenfalls nicht im Schrank verschwinden. Wenn ich im tiefsten Nirwana der österreichischen Provinz mit meiner Nikon auf Greifvogeljagd gehe, möchte ich das Buch in Griffweite haben, wenn ich wieder heimkomme.

Es bleibt zu hoffen, dass bald ein Band in gleicher herausragender Qualität zu den Nachtjägern erscheinen wird!