Befiederung
Ich fand eine winzige weiße Feder und fotografierte sie. Und natürlich – typisch, sonst wäre ich nicht ich selbst – begann mein Gehirn seltsame Fragen zu wälzen:
- Haben Engel Federn?
- Haben Engel eine Mauser?
- Wie sieht ein Engel während der Mauser aus?
Am Ende stellte ich mir eine sehr erbärmliche Kreatur vor, ein gerupftes himmlisches Huhn. Ich hob die Feder nicht auf. Vielleicht sucht das gerupfte himmlische Huhn danach und möchte alle verlorenen Federn wieder an die rechtmäßigen Stellen kleben. Es wäre schrecklich, für eine kahle Stelle verantwortlich zu sein! Mal ganz abgesehen davon, dass ich gar nicht wissen will, von welcher Stelle diese Feder sich verabschiedet hat. Am Ende sind mehr Federn unter den langen Nachthemden als Himmel und Erde angenommen haben! Muss übrigens die wahre Hölle sein, wenn man allergisch gegen Federn ist.
Eigentlich wäre ich ja schon zufrieden gewesen, wenn ich herausgefunden hätte, welcher Dinosaurier diese Feder verloren hatte.
Solche Gedanken kann man natürlich nicht nachvollziehen, wenn man Federn im Kopf hat. Aber es soll ja Menschen geben, die einen federleichten, gedankenbefreiten Kopf anstreben. Ich hätte die Feder doch aufheben und beim Fundamt abgeben sollen.