Kurven kratzen

Nochmals Kurven

Wir hatten dieses spezifische Kunstgespräch über weibliche Kurven und männliche Kurven an den richtigen Stellen, als Perseus erwähnt wurde. Also habe ich mir die Freiheit genommen – einige Freiheiten sind immer mit diesem Thema verbunden -, noch einige Perseus-Bilder aus Florenz zu bloggen.

Ich verfolge übrigens seit Jahren ein Popsch -Projekt, aber das ist ein anderes Thema. Andererseits haben sich besonders in Florenz Unmengen davon gradezu aufgedrängt.

Im Gedrängel

Florenz ist eine sehr touristische Stadt. Eine Million Besucher in wenigen Stunden. Die meisten von ihnen sind zur gleichen Zeit am selben Ort. Alle wollen diese eine Statue mit dem merkwürdigen Nacken und den hässlichen Händen sehen. In diesem Bereich ist es überhaupt schwierig zu fotografieren. Jeder drängt andere jeden. Touristengruppen, die sich wie rammende Widder durch die Masse drängen, und mitten in dieser nur zäh pulsierenden Masse sind Leute, die verkaufen oder stehlen wollen oder beides. Meine Familie und ich waren mitten in diesen Kunstpilgern – obwohl ich  nicht für Davids Kehrseite gekommen war. Ich versuchte, alle Statuen der Piazza della Signorina und der Loggia dei Lanzi zu fotografieren – natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln und mit vielen spezifischen Details. Unter den Details war dann auch noch eine Photobombe aus der Kategorie „Leichtgläubige-folgt-diesem-Plüschtier“.

Die Kunst Kunst zu interpretieren

Wenn sich alle Besucher Zeit nehmen würden, um sich genauer umzusehen, hätten alle weniger Stress und mehr Spaß:

  • Herzog Cosimo I. de‘ Medici versucht Neptun, der zumindest im Gesicht aussieht wie Cosimo, zu ignorieren.
  • Neptun schaut David an.
  • David schaut auf einige Teile von Perseus.
  • Herkules, grade in einer unvorteilhaften Position, sieht wiederum Perseus an.

Am Ende sollte Cosimo glücklich sein, dass ihn niemand ansieht! Vielleicht würde die einzige Frau, die kein völlig hilfloses Opfer ist, Judith, Cosimo einen Kopf kürzer machen! Aber sie interessiert sich nicht. Sie ist seit Ewigkeiten damit beschäftigt, den besoffenen Holofernes zu enthaupten.

Ich bin mir sicher: Manchmal inmitten der Nacht, wenn endlich Stille am Platz herrscht, werden all diese Statuen lebendig und kratzen ihre Köpfe und ihre Kurven.

Ein perfektes Foto hat schnell den Touch der Beliebigkeit. Eine schräge Geschichte zu sehen und zu fotografieren macht manchmal mehr Spaß. Für Laien wird nicht der ganze Platz von Touristen befreit. Es werden keine Beleuchtungsanlagen sowie Kräne etc. für das perfekte Kalenderfoto aufgebaut. Schräge Fotos lohnen, seien Sie daher nicht zu perfektionistisch mit ihren eigenen Urlaubsfotos! Kratzen Sie lieber fotografisch Kurven, wo immer sie sich bieten!