Dietmar Fercher
Tortenglück aus Österreich
Residenz 2013, 108 S., zahlr. Farbfotos
ISBN 978 3 7017 3308 8
Österreich – das Kaiserreich der Torte
Österreichs Mehlspeisen kann man verfallen – und das nicht nur beim Besuch der berühmten Konditoreien und Kaffeehäuser. Wer einmal gesehen hat, welche Wunderwerke tortenkundige Burgenländerinnen zu den Hochzeiten ihrer Verwandtschaft zaubern, der beginnt zu hoffen, dass exzellente Torten auch in der eigenen Küche entstehen könnten. Dabei den Kaiser seiner Zunft, Dietmar Fercher, zumindest in Buchform zur Seite zu haben, kann dabei nur von Vorteil sein.
Dietmar Ferchers Tortenglück aus Österreich ist für den Tortenlehrling das perfekte Zauberbackbuch. Und wer damit (sicher) nicht genug hat, der muss auch Süße Weihnachtsklassiker: Himmlisches aus Österreich
und Süße Klassiker: Die feinsten Desserts und Mehlspeisen aus Österreich im Rezeptbuchregal stehen haben.
Basis für Punschtorte und Pariser Creme
Man muss das Buch eigentlich von hinten nach vorne lesen. Und das, obwohl die wunderbare Punschtorte gleich als erstes Rezept ganz vorne steht. Denn Tipps und Tricks – darunter Hinweise zu den Werkzeugen – finden sich bei Register und Glossar. Dafür kann man das Inhaltsverzeichnis gleich überspringen. Es macht sowieso nur die Entscheidung schwer zwischen Klassikern, Fruchtigem, Schokoladigem, Nussigem und Schnitten zu entscheiden.
Aber kehren wir zu meiner geliebten Punschtorte zurück. An dem sündpinken Kalorienglück arbeitet man zwei Tage. Es ist also wichtig, die Rezepte erst gründlich zu lesen und dann zu entscheiden, ob man sich die – geschmacklich immer lohnende – Arbeit wirklich antun will.
Fercher gibt präzise Anleitung zu Zutaten, Mengen, Temperaturen und der Abfolge der Arbeitsschritte. Konditorenlatein (ohnedies nur spärlich verwendet) und solche Wörter, die typisch für Östereich sind, finden sich im Glossar. Es sollte also klappen und nicht an der Marillen-/Aprikosen- oder Obers-/Sahne-Formulierung scheitern. Falls etwas doch nicht so gut funktioniert, dann liegt es vielleicht an der mangelnden Erfahrung z. B. mit dem Backofen. Leider funktionieren nicht alle Backöfen gleich. Die Temperaturangaben bzw. Backzeiten können also von Gerät zu Gerät schwanken. Eine zuverlässige Waage, deren Zeiger nicht bei 100 g hängenbleibt oder grundsätzlich „low bat“ zeigt, ist anzuraten.
Noch ein wichtiger Tipp aus eigener Erfahrung: Ungeduld ist neben Naschsucht – meine speziellen Untugenden – der größte Feind beim Backen. Also nicht hudeln und Finger aus der Rührschüssel lassen.
Schönheit vor Geschmack?
Das Auge isst mit. Aber was nur gut aussieht und nach Gips schmeckt, ist viel schlimmer. Der Abschluss und die Verzierung sind nunmal mehr als nur das „Sahnehäubchen“ auf der Torte. Selbst die praktischen Fercher-Tipps, die die Rezept abschließen, können Übung nicht ersetzen. Eine Punschtorte – ja ich bin diesen Glücklichmachern verfallen – muss einfach leuchtquietschrosa sein und aromatisch riechen. Von feinem Schokaldedekor kann man durchaus absehen. Wenn die Torte beim ersten Versuch nicht wie die appetitliche Fototorte im Buch wirkt, nicht traurig sein. Schmecken wird sie bestimmt perfekt.
Fazit
„Tortenglück“ ist ein passender Name für die solide Auswahl aus den besten Torten- und Schnittenrezepten Österreichs. Von den guten Begleitfotos sollte man sich inspirieren aber nicht entmutigen lassen. Machbar, backbar, essbar – allerdings ist es, so man in Wien wohnt, einfacher in der Konditorei Fercher einzukaufen. Ein kleines, großes Standardwerk zur österreichischen Konditorenkunst für den Hausgebrauch.