Ebensolch Rez-E-zine01/03 |
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Non-Fiction Buch Andrea Bulla Untersuchungen zur Frage der geschlechtsspezifischen Beigabenausstattung bandkeramischer Gräber Mitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung der Inventare anthropologisch bestimmter Frauenbestattung. Shaker Verlag GmbH, Aachen 1996. 660 S. EUR 64,50 ISBN 3-8265-3848-X |
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Rezension Vorliegende Arbeit von Andrea Bulla baut auf die Untersuchung der Beigabensitten in bandkeramischen Gräbern ebenso auf wie auf die Auswertung der anthropologischen Bestimmung der Bestattungen. Bereits die Zusammenstellung des Materials ließ deutlich werden wie stark die Definition der gesellschaftlichen Rolle der Frau von dem soziokulturellem Hintergrunde und den persönlichen Sichtweisen des jeweiligen Bearbeiters beeinflusst wird. Allein die von der Paläolithforschung z.T. noch immer tradierte Vorstellung, dass dem Mann die Jagd vorbehalten blieb und der Frau das Sammeln und Bewahren, wirft die Frage auf, warum dann ausgerechnet der Mann die Landwirtschaft erfunden haben soll! So oder so muss der Anteil der Frauen am wirtschaftlichen Entwicklungsprozess höher eingestuft werden, als bislang angenommen. Anhand der vorgelegten Gräber können zumindest einige Rollenbilder, die den BandkeramikerInnen ganz allgemein in die Gräber interpretiert wurden, unbeweint zu den Forschungsakten gelegt werden: Frauen wurden nicht nur auf der schlechten „linken“ Seite bestattet, auch Beigabenlosigkeit ist kein Indiz für Frauenbestattungen, Keramik ist keine geschlechtsspezifische Beigabe, Steinartefakte sind kein Kriterium für Männergräber, auch kann durch die Beigaben keine Differenz im sozialen Status zwischen den Geschlechtern herausgearbeitet werden. Ob die Interpretation von archäologischen Funden und Befunden je objektiv sein kann, wird hier nicht diskutiert, aber alles in allem eine solide Basis geschaffen, um die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern – hoffentlich nicht nur für die Bandkeramik – neu zu überdenken. © S. Strohschneider-Laue |
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