Ebensolch Rez-E-zine03/03 |
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Non-Fiction Buch Manfred Flügge Heinrich Schliemanns Weg nach Troja. Die Geschichte eines Mythomanen dtv, München 2003. 298 S. EUR (A) 10,30; CHF 17,60 EUR (D) 10,00 ISBN 3-423-34025-8 |
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Rezension Mythen entstehen nicht von selbst, sie werden geschickt erfunden. PR ist älter als die Fähigkeit Pyramiden zu errichten oder Potemkinsche Dörfer. Sie ist uns allen mehr oder minder in die Gene gelegt. Das Motto „Wie mache ich mich für den (Geschäfts)Partner attraktiv“ ist immerhin der Treibstoff der Evolution. Schliemann beherrschte das Spiel um die eigene PR genial. Überlegen Sie selbst, welches Schliemannporträt beim Publikum des 19. Jahrhunderts besser punkten würde:
Das Buch nimmt dem Leser nicht das Denken ab, es erweitert den Blickwinkel. Es ist zeigt, dass niemand gut erzählte Mythen beseitigen kann. So behaupten Archäologen gerne und nicht völlig zu unrecht, dass nicht die Griechen, sondern Schliemann Troja zerstört habe. Der Schatzgräber Schliemann wurde seither von hervorragende Forschern in Troja abgelöst. Fantastische Entdeckungen, Vorträge, Publikationen und Ausstellungen reißen noch immer nicht ab, aber wirklich gute PR folgt anderen Gesetzen. Auch nach dieser Lektüre wird jeder sagen: Schliemann war der Entdecker Trojas, egal was und wie viel er gestohlen, geschmuggelt, zerstört hat. Manfred Flügge ist es hervorragend gelungen den in seiner Autobiographie und weiteren schriftlichen Hinterlassenschaft widersprüchlichen Schliemann bei der Wurzel zu packen. An Hand der umfangreichen und vor allem aktuelleren Forschung, gelingt es dem Autor kritisch aber nicht unfreundlich Schliemanns faszinierendes Leben nachzuzeichnen. Fundiert, spannend und unterhaltsam zugleich entrollt sich beim Lesen ein ganzes Leben, das durch eine Überfülle an Schriftquellen fast schon wieder unübersichtlich wird. Es ist nicht die erste Biographie, aber sicher die am wenigsten bewusst oder unbewusst "frisierte". © S. Strohschneider-Laue |
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