Ebensolch Rez-E-zine04/03 |
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Non-Fiction Buch Annette C. Anton Das Handtaschenbuch Frauen und ihre ständigen Begleiter. Eichborn AG, Frankfurt/Main 2003. EUR16,90 / CHF 34,00 ISBN 3821839937 |
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Rezension Handtaschen geben Aufschluss über Modeströmungen, Sozialverhalten und die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Auf einer persönlicheren Ebene laden sie zu Rückschlüssen auf Individualität, Image und Identität ihrer Trägerin ein. Denn eines steht fest: Für Frauen ist eine Handtasche mehr als irgendein Behältnis, in dem sie die für den Alltag als unentbehrlich erachteten oder für den Job notwendigen Dinge mit sich führen. Eine Handtasche ist ein ständiger Begleiter. Man muss sie mögen, sich auf sie verlassen können und sich mit ihr wohlfühlen. Schließlich verbringt Frau mit ihrer Handtasche meist mehr Zeit als mit ihrem Lebensgefährten. In ihrem flott geschriebenen, überaus amüsanten Buch vergleicht Annette C. Anton das Verhältnis einer Frau zu ihrer Handtasche mit einer Liebesbeziehung. Es gibt Frauen, die zur seriellen Monogamie neigen und sich eine Handtasche anschaffen, sie verwenden und zu guter Letzt entsorgen - um sich dann eine Neue zuzulegen. Manche Frauen lieben die Abwechslung und tragen ständig eine andere Tasche, die zu Stimmung oder Outfit passt. Wer kennt sie nicht, die Urlaubsflirts mit auf exotischen Märkten erworbenen Taschen? Und manchmal kann ein Abendtäschchen zu einem One-Night-Stand verführen. Im Kapitel „Das erste Mal“ erzählt die Autorin in lockerem Plauderstil von ihren ersten Behältnissen und der ersten richtigen Handtasche, „vintage bags“ und ersten Reinfällen beim Erwerb ebensolcher mittels Internet-Auktionen. Handtaschen sind Zeitzeichen und fast jeder Epoche kann eine charakteristische Handtasche zugeordnet werden: Am Bekanntesten ist wohl die Kelly-Bag der 50er Jahre. Aber auch jede Frau durchläuft Alters- und Entwicklungsphasen, in denen sie ganz unterschiedliche Handtaschen bevorzugt. Letztendlich spiegelt die Handtasche die Befindlichkeit ihrer Trägerin, zeigt wer sie ist oder wer sie gerne wäre. Scharfsinnig analysiert Annette C. Anton die Handtasche als Teil der weiblichen Identität, durchleuchtet die Bedeutung der Marke und zeigt, dass die Handtasche sogar eine Rolle in der Politik spielt. Auch dem Inhalt dieses transportablen Stücks persönlichen Raums widmet die Autorin Aufmerksamkeit und legt dar, warum keine Frau es gern hat, wenn jemand ihre Tasche öffnet oder gar hineingreift. Am Ende des Buches wird das Verhältnis der Männer zur Handtasche unter die Lupe genommen. Das Buch ist optisch liebevoll gestaltet, sein Inhalt in lesefreundliche kleine Happen gegliedert. Dem Streifzug durch die Stilgeschichte der Handtasche hätten einige Abbildungen nicht geschadet, denn wer selbst keine Handtaschen sammelt, wird vermutlich kaum mit einem Namen, wie z. B. Birkin Bag, sofort die richtige Taschenform verbinden. Überflüssig erscheinen mir hingegen die beiden Handtaschen-Psychotests im „Praktischen Teil“. Aber nicht nur Handtaschen offenbaren den Lifestyle einer Zeit sondern auch Bücher. © Ch. Ranseder |
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