Ebensolch Rez-E-zine

 04/03

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Kurt Denzer Hg.

Funde, Filme, falsche Freunde. Archäologiefilme im Dienst von Profit und Propaganda

Fund Filme falsche Freunde.jpg (53474 Byte)

Verlag Ludwig, Kiel 2003. 200 S., 20 S/W-Abb.

EUR 24,90

ISBN 3-933598-72-9

 

 

 

Rezension

Das Filmfestival Cinearchea, das 1994 erstmals stattfand, hat sich seither zum Ziel gesetzt mit Archäologie im Film interessiertes Publikum nicht nur anzulocken, sondern auch mit den Filmen selbst kritisch umzugehen. Thema der Veranstaltung vom 24. - 27. April 2002 in Kiel waren Archäologiefilme im Dienste von Politik und Propaganda. In dem an dieser Stelle vorgestellten Symposiumsbericht wurden die Referate, die im Zuge der Cinearchea 2002 gehalten wurden, zweisprachig (dt./engl.) vorgelegt.

Erwartungsgemäß ist der politische Hintergrund von Archäologiefilmen der NS-Zeit unverhüllt und nimmt regelrecht moderne Marketingstrategien vor weg. Trotzdem darf nicht angenommen werden, dass diese politischen Einflussnahmen nach 1945 endeten und auf totalitäre Regime begrenzt blieben. Heute sind die Zwänge und Zugeständnisse vielleicht nicht so offensichtlich, aber dennoch vorhanden; wie nicht nur dem Vorwort des Herausgebers Kurt Denzel zu entnehmen ist.

Nach dem Lesen der Beiträgen von Bettina Heilmann (Über die Rolle von Archäologie und Geschichtsforschung im Film „Planet of the Apes), Lauri Kärk (Was zeigt oder verbirgt die Leinwand), Carole Lazio (Gleiches Filmmaterial, verschiedene Geschichten). Tom Stern (Germanen gegen Pharaonen), Ruth Lindner (Antik Film und Propaganda – Rom und Romanitas in Rumänien der Ära Ceausescu) Thomas Tode und Tom Stern (Die Darstellung der Varusschlacht im Film), Patricia Rahemipour (Faszinierend Fremd – Einige Aspekte zum Bild des Fremden im Archäologiefilm), Thomas Balkenhol (Ein Dorf, das man sieht, braucht keinen Fremdenführer – Archäologie im Film aus der Sicht der Dokumentarfilmmontage, Peter S. Allan (Die Filmserie des Archäologiemagazins: Form oder Inhalt) und Sultana Zorpidu (Über die Sichtbarwerdung des Verhältnisses zwischen Archäologie und imperialistischer Politik im populären Spielfilm) werden selbst fachfesten Archäologen, anspruchsvollen Kinofans und versierten Kritikern die Augen und Ohren beim Anschauen des nächsten archäologieträchtigen Spiel- und Dokumentarfilms aufgehen.

Stößt dem sachverständigen Archäologen zunächst die fachliche Unkorrektheit negativ auf, ist noch lange nicht gesagt, dass dabei auch die eigentliche Absicht dieser Unkorrektheit wie der Propagandaspruch eines Politikers ins Auge springt. Und wie steht es mit dem Laienpublikum? Wird dieses den Filme als untrügliches Dokument auf wissenschaftlicher Basis ansehen? Wer wird feststellen, ob wegretuschiert und/oder dazugefügt wurde und vor allem wird irgendjemand nachdenken, warum das so ist? Wo beginnt die Manipulation? Etwa bei der Auswahl des Themas, erst beim Sichten des Materials oder bei der Entscheidung für oder gegen Experten? 

Spannend nicht nur die Themen, die behandelt werden, sondern auch jene Gedanken, die sich zwischen den Zeilen dem Leser von selbst aufdrängen. Wissenschaft ist immer in Gefahr vereinnahmt zu werden. Droht den Unbeugsamen heute auch nicht in jedem Staat das sofortige Verbot, genügt es völlig diesen die wirtschaftlichen Basis zu entziehen. Dieser Gedanke sollte uns nicht nur in Bezug auf Archäologiefilme, sondern im Hinblick auf die derzeitige wirtschaftliche Situation mancher Universitätsinstituten stetig im Hinterkopf bleiben. Die Publikation sollte in keinem Universitätsinstitut fehlen und darüber hinaus nicht nur die Regale kritischer Wissenschafter zieren.

© S. Strohschneider-Laue

 

 

 

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