Ebensolch Rez-E-zine

 04/03

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Andreas Fingernagel (Hg.)

Im Anfang war das Wort.
Glanz und Pracht illuminierter Bibeln

eb_001_001_029.jpg (23759 Byte)

Taschen-Verlag © 2003,
Österreichische Nationalbibliothek © 2003.

416 S., 320 farbige Abb.

€ 49,90 (Prunksaalkasse der ÖNB)

ISBN 3-8228-2905-6

 

 

 

Rezension

Die Österreichische Nationalbibliothek hat anlässlich des "Jahres der Bibel" besonders tief in ihren kostbarsten Bestand gegriffen. Im Prunksaal werden bis zum 6. Januar 2004 unter dem Titel "Im Anfang war das Wort" die interessantesten und schönsten Seiten illuminierter Bibeln gezeigt. Begleitend zu dieser Ausstellung ist den Originalen ein diesen würdiger Katalog, der auch in Englisch, Französisch und Spanisch aufliegt, zur Seite gestellt worden. Da die strahlenden Farben der Buchmalereien aus konservatorischen Gründen bald wieder den Blicken der Besucher entzogen werden müssen und so manches wertvolle Stück wie z. B. die berühmte "Wiener Genesis" (6. Jh.) gar nicht mehr ausgestellt werden kann, empfiehlt es sich den zugehörigen Katalog, der selbst ein Prachtband ist, zu erwerben.

Es versteht sich schon fast von selbst die ausgezeichnete Qualität der Publikation nicht nur zu loben, sondern regelrecht vorauszusetzen: Ist der Katalog doch bei Taschen erschienen. Dabei ist es nicht leicht neben den Originalen zu bestehen. Dieser Publikation gelingt es jedenfalls spielend und zugleich macht sie die unglaubliche Schönheit illuminierter Bibelschriften einem breiten Publikum zugänglich. Trotzdem darf man das im jedem Sinne gewichtige Buch nicht nur als schönen Bildband betrachten, sondern muss ihm auch als fundierte Lektüren Anerkennung zollen.

"Oh glücklicher Leser, wasche deine Hände und fasse das Buch so an, drehe die Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben! ..."

Dieses Zitat eines Schreibers aus dem westgotisches Wörterbuch (8. Jh.) ist der Einleitung "Zur Bibel-Herstellung im mittelalterlichen Kloster" als Motto vorangestellt. Der Buchwissenschaftler Stephan Füssel führt darin so spannend in das Schriftwesen ein, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Egal, ob es dabei um den Sammlungs- und Verwaltungsaspekt von Schriften geht oder konkret um Material, Herstellung und Verarbeitung. Anschaulich wird der Beitrag ergänzt durch zahlreiche Buchmalereien, die Schreiber, die Schreibarbeit oder die Herstellung eines Codex thematisieren. Schreiber und Illuminatoren haben ihren Platz in der Ewigkeit sichtlich hart erarbeitet und durch das Erfreuen der Leserherzen über Jahrhunderte hinweg auch nachgerade verdient.

Andreas Fingernagel, der Kurator der Ausstellung und zugleich Herausgeber des Kataloges,  beleuchtet anschließend die Herkunft der Handschriften im Hinblick auf die Sammlungsgeschichte der Nationalbibliothek.

Sechs weitere Kapitel widmen sich folgenden Themen:

  • Bibelredaktion und Überlieferung von den Anfängen bis zu den Reformbibeln

  • Prunk und Luxus – Prachthandschriften der Bibel

  • Bibelexegese von den Kirchenvätern bis zur Scholastik

  • Geschichtsüberlieferung in Weltchroniken und Historienbibeln

  • Gegenüberstellung des Alten und Neuen Testaments in den typologischen Bilderbibeln

  • Bibelhandschriften des Judentums und der Ostkirchen

Vorangestellt sind jeweils fundierte Einleitungen, danach werden die einzelnen Handschriften detailliert von dem wissenschaftlichen Autorenteam vorgestellt. Begleitet werden die Beiträge von ausgezeichneten, meist ganzseitigen Abbildungen.

Zuletzt erweist sich das Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen als hilfreich. Ein Index der erwähnten Handschriften und anderer Kunstdenkmäler, eine Konkordanz der biblischen Bücher auf Grundlage der Vulgata sowie eine Bibliographie und ein Autorenverzeichnis runden die bis ins Detail liebvoll gestaltete Prachtpublikation ab.

Immer wieder blättern, staunen, lesen und genießen zu einem moderaten Preis. Der Jahreszeit entsprechend bietet sich das Buch als exklusives Weihnachtsgeschenk an. Allerdings sei empfohlen gleich zwei Bände zu erwerben, einen wird man garantiert selbst behalten.

© S. Strohschneider-Laue

 

 

 

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