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 04/03

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueNotiz

Ausstellung

Wachau 

Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus den Sammlungen des Niederösterreichischen Landesmuseums

14. November 2003 bis 4. April 2004

 

 

 

Rezension

Künstler als Wegbereiter des Tourismus

Das Niederösterreichische Landesmuseum zeigt mit der Ausstellung "Wachau" einen Querschnitt durch 150 Jahre künstlerischer Auseinandersetzung mit einer der malerischsten Landschaften Österreichs.

Der als Wachau bezeichnete Abschnitt des Donautals zwischen Krems und Melk ist aus dem heutigen Tourismus nicht mehr wegzudenken. Gerade Krems hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Kulturzentrum Niederösterreichs entwickelt. Damit ist der vorläufige Höhepunkt eines Prozesses erreicht, der mit der Entdeckung der landschaftlichen Reize der Wachau durch Künstler im 19. Jahrhundert begann.

Aus dem Zeitraum vom späten 15. Jahrhundert bis zum Barock sind künstlerische Werke mit Motiven aus der Wachau selten. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstarkte das Interesse der Künstler an dieser Donaulandschaft. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die Wechselwirkung zwischen Malerei und Reiseliteratur. Die Donauschifffahrt, die von Passagieren vor allem stromabwärts genutzt wurde, war mit einem gewissen Wagnis verbunden und keineswegs bequem. Von Wien aus waren Melk und Krems nur mit der Kutsche zu erreichen, erst ab 1837 wurde eine Verbindung mit dem Dampfschiff eingerichtet. Die schwere Zugänglichkeit der Wachau spiegelt sich auch im Motivspektrum der Bilder. Vom Deck eines Bootes aus gemalte Ansichten der Landschaft sind wegen der beschwerlichen Arbeitsbedingungen an Bord äußerst selten. Wer malen wollte, verließ das Schiff an einem der Haltepunkte - Melk, Spitz oder Stein. Zu den Standardmotiven zählten im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts daher Darstellungen aus Melk und Krems sowie der Umgebung dieser Ortschaften. Abbildungen abseits gelegener und damit schwerer zu erreichender Motive wurden als Auftragswerke für Serien von Landschaftsdrucken festgehalten. 

Der sensationelle Erfolg der von Adolf Friedrich Kunike herausgegebenen, 1826 abgeschlossenen druckgraphischen Landschaftsserie, deren Vorzeichnungen von Jakob Alt stammen, sowie neue Reiseberichte verhalfen der Wachau zu größerer Popularität. Dies und der kontinuierlich verbesserte Zustand der Straßen lockte Künstler wie Johann Joseph Schindler und Thomas Ender in die Wachau. Rudolf Alt kam 1837 erstmals an Bord eines Dampfschiffs und kehrte mehrmals wieder. Die Revolution im Jahr 1848 und ihre Folgen brachten den Wachau-Tourismus, zu dessen Entwicklung die von Künstlern geschaffenen Wachau-Ansichten und deren druckgrafische Vervielfältigung maßgeblich beitrugen, nahezu zum Erliegen. Fast dreißig Jahre vergingen, bis die Wachau neuerlich von Malern entdeckt wurde.

Den malerischen Reizen der Alpenwelt müde geworden, wandten sich in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts die Künstler wieder verstärkt dem Flachland zu. Beeinflusst von der französischen Pleinairmalerei, stellte die Darstellung von Lichtstimmungen und die damit verbundenen farblichen Phänomene eine neue Herausforderung dar. Die Wiederentdeckung der Wachau war eng mit der Schule für Landschaftsmalerei der Wiener Akademie verbunden. Robert Russ, der ab Jänner 1871 als Lehrer der Landschaftsklasse supplierte, hielt sich in diesem Jahr in Weißenkirchen auf. Eduard Peithner von Lichtenfels übernahm 1872 die Leitung der Schule für Landschaftsmalerei und führte seine Schüler ebenfalls nach Weißenkirchen. Die Ortschaft ist besonders für Emil Jakob Schindler, der 1879 mehrmals hierher kam, von Bedeutung. Erst seine während dieser Aufenthalte geschaffenen Gemälde verhalfen ihm zum künstlerischen Durchbruch. Im Jahr 1888 unternahm Lichtenfels mit seiner Klasse eine Exkursion nach Dürnstein, das ab diesem Zeitpunkt als Studienort besondere Beliebtheit genoss. Die Wachau hatte sich damit als Malerlandschaft etabliert. Neben den an Italien erinnernden Lichtstimmungen lockten vor allem die kleinen, von Industrialisierung und Infrastrukturmaßnahmen unberührten Ortschaften. Hier hatte sich die historische, bis ins Mittelalter zurückreichende Bausubstanz, die in größeren Städten zunehmend der Modernisierung zum Opfer fiel, erhalten. Die dem Verfall Preis gegebenen Mauern, Innenhöfe, Dachlandschaften und engen Gassen der ins Abseits geratenen Orte befriedigten die von vielen Malern gehegte Sehnsucht nach Romantik.

Um 1900 waren unter den in der Wachau malenden Künstlern zahlreiche Mitglieder des Hagenbundes, darunter Johann Nepomuk Geller, Heinrich Tomec und Maximilian Suppantschitsch. Nach der Jahrhundertwende fühlten sich vor allem expressionistisch arbeitende Künstler, unter ihnen auch Egon Schiele, zur Wachau hingezogen.

In der Ausstellung werden rund 100 Wachau-Bilder aus den eigenen Sammlungsbeständen des Niederösterreichischen Landesmuseums gezeigt. Den Arbeiten auf Papier, wie Aquarellen und Zeichnungen, ist der Sonderausstellungsraum gewidmet. Die dunkelrote Färbung seiner Wände schafft eine intime Atmosphäre, die gut zu den kleinformatigen Bildern passt. Die Hängung der Arbeiten erfolgt chronologisch, wodurch auch die Motiventwicklung sichtbar wird.

Der zweite, in weiß gehaltene Raum der Ausstellung, ein Stockwerk höher im Bereich der Dauerausstellung gelegen, ist den Ölgemälden vorbehalten. Auch hier wird die chronologische Gliederung beibehalten, aus ihr ergeben sich Themenschwerpunkte wie Landschaftstopographie, die Wiedergabe des Lichts, der Einsatz der Farbe bis hin zum Expressionismus.

Aus heutiger Sicht beeindruckt nicht nur die künstlerische Qualität der ausgestellten Wachau-Bilder. Obwohl einige Darstellungen mit ihrer romantisch verklärten Beschönigung der desolaten Wohnverhältnisse und Momentaufnahmen des Dorflebens dem an andere Kost gewöhnten Menschen des 21. Jahrhunderts übertrieben sentimental erscheinen, vermag der Großteil der Bilder noch immer mit seinem Charme zu bezaubern.

Die sichtlich liebevoll kuratierte, sehenswerte Ausstellung ist noch bis 4. April 2004 zu sehen.

Zur Ausstellung ist im Christian Brandstätter Verlag ein reich bebilderter Katalog erschienen:

Wolfgang Krug, Wachau. Bilder aus dem Land der Romantik. 320 S. viele SW- und Farbabb. ISBN 3-85498-316-6

© Ch. Ranseder

 

 

 

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