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 04/03

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueNotiz

Ausstellung

Frauenbild 

Fotografie, Skulptur und Video aus der Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums

14. November 2003 bis 4. April 2004

 

 

 

Rezension

Bildhafte weibliche Befindlichkeit 

Hinter dem betont einfachen Ausstellungstitel steckt das komplexes Thema der dargestellten Weiblichkeit aus den Blickwinkel von Frauen und Männern verschiedener Generationen. Der Sammlungsbestand des Niederösterreichischen Landesmuseums ist fähig dazu erstaunlich Vieles und Differenziertes von folgenden KünstlerInnen beizutragen: Uli Aigner, Nora Bachel, Walter Berger, Renate Bertlmann, Christa Biedermann, Petra Buchegger, Joerg Burger, Casaluce-Geiger, Kerstin Cmelka, Die Damen, Gundi Dietz, Judith P. Fischer, Karin Frank, Magdalena Frey, Adolf Frohner, Maria Hahnenkamp, Robert F. Hammerstiel, Lotte Hendrich-Hassmann, Alex Höss / Markus Wörgötter, Bernadette Huber, Kurt Ingerl, Johanna Kandl, Helmut & Johanna Kandl, Andrea Kalteis, Claudia Klučarić, Peter Korrak, Elke Krystufek, Katarina Matiasek, Elfriede Mejchar, Gabi Mitterer, Lisl Ponger, Lisa Rastl, Werner Rischanek, Manfred Schneider, Rudolf Schwarzkogler, Jutta Strohmaier, Markus Wintersberger, Eva Wohlgemuth, Elizza Wong, u.a.

Fotografien, Skulpturen und zwei Videoinstallationen der Medienwerkstatt Wien sind Schwerpunkte der Ausstellung, die in der angenehm luftig-hellen Architektur der Shedhalle zu sehen ist. Die Kuratorin Alexandra Schantl hat angesichts der Vielfältigkeit des Themas sowie des unfassbaren Wandels, den das Frauenbild allein im letzten Jahrhundert von der Wiener Moderne bis zur Gegenwart durchlaufen hat, eine ebenso gelungene wie undogmatische Auswahl getroffen.

Die Werke lassen sich in Schwerpunkte zusammenfassen. Der weibliche Körper als Objekt der Begierde macht dabei den Auftakt. Dazu finden sich hier vor allem Aktdarstellungen aus weiblicher und männlicher Perspektive u. a. von Gundi Dietz, Adolf Frohner und Kurt Ingerl. Nahtlos fügen sich daran die KünstlerInnen der 80er und 90er Jahre in ihrer Selbstdarstellung. Der Bodyscan III von Eva Wohlgemuth macht dabei in diesem Reigen den weitesten Schritt über die Realität der Fotografie hinaus. Durch den Scan ihres eigenen Körpers, der den Istzustand vom 8. Februar 1997 digital einfror, ist die Künstlerin zu ihrem eigenen Modell geworden. „ Frau im Kontext von Mode und Werbung“ widmet sich den zumeist fragwürdigen Schönheitsideal. Eindrucksvoll kommt dies u. a. in der Fotoserie der Künstlerin Gabi Mitterer „Throwawayfaces“ zum Ausdruck. Schönheit als vergänglicher Wahn sowie beliebig multiplizierbar wird durch das Zerknüllen vom Porträts bekannter Modells aus Hochglanzmagazinen dargestellt. Der Verfall der Schönheit dieser Wegwerfgesichter wird durch die Zerknüllung fotografisch deutlich. Während hingegen das riesige Barbieporträt von Robert F. Hammerstiel die vereinheitliche Schönheit allein schon durch die Bildgröße mehr als überdeutlich macht. Aspekte der Erotik und des Voyeurismus erscheinen im Zusammenhang mit den Selbstdarstellungen und kritischen Betrachtungen in neuem Licht.

Unberührt wird diese Ausstellung kaum jemanden lassen. Die zurückhaltende Ausstellungsdramaturgie lässt dem Besucher den erforderlichen Spielraum einen persönlichen Zugangs zu den Werken und deren Aussage zu finden. Es wird sich allerdings weisen, ob das Fortschreiten der Emanzipation in Zeiten wie diesen mit der in vielen Exponaten zum Ausdruck kommenden Forderung nach Emanzipation noch Schritt halten kann. Die Ausstellung lädt somit keinesfalls nur zur Reflexion im Zeitkontext ein.

Das zur Ausstellung angebotene Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche wird hoffentlich reiches Echo in den Schulen finden. Denn gerade die Heranführung der Jugend an den kunsthistorischen Aspekt einerseits und vor allem an das Frauenthema anderseits ist besonders begrüßenswert. Die bisherige Emanzipation der Frau ist eine selbstverständliche Nebensache geworden, deren Defizite in der Schau "Frauenbild" gut sichtbar werden. Volks- und Sonderschulkindern soll durch eigenes Arbeiten und Beobachten die Geschlechtsdifferenzierung näher gebracht und Rollenklischees u. a. anhand der im Kinderzimmer allgegenwärtigen Barbiepuppe aufgezeigt werden. Hingegen sollen Impulsfragen Unterstufen- und HauptschülerInnen auf das Bild der Frau in der Gesellschaft aufmerksam machen und die verschiedenen Kunststile aufzeigen. Die Heranführung von OberstufenschülerInnen an die Ausstellung erfolgt ebenfalls nach einem kunsthistorischen Überblick in Rahmen einer dem Ausstellungsschwerpunkten entsprechenden gesprächsorientierten Vermittlung. In Impulsfragen und Diskussion soll zu einer Annäherung und letztlich zu einer Auseinandersetzung angeregt werden. Die Kosten belaufen sich dabei pro SchülerIn für eine 60 bis 90 minütige Vermittlung auf EUR 3,50. Für ein 180 Minuten Projekt fallen EUR 5,50 an.

In der Literaturedition Niederösterreich ist die Publikation Frauenbild (Literaturedition Niederösterreich 2003. Mit Beiträgen von Alexandra Schantl, Christa Benzer, Peter Turrini, Marlene Streeruwitz u.a., 144 S., 52 Abb. EUR 19,00. ISBN 3-901117-69-5) erschienen, die den Ausstellungstitel auch literarisch reflektiert. 

© S. Strohschneider-Laue

 

 

 

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