Ebensolch Rez-E-zine

 05/04

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Alison Baverstock

Joseph Cornell. Secrets in a Box (Adventures in Art)

Secrets in a Box( 72482 Byte)

Prestel Verlag 2003.

Engl., kartoniert, 28 Seiten mit zahlreichen Farbbabb.

EUR 14,95 (D)

ISBN 3-7913-2928-6

 

 

 

Rezension

Die Tür des Kistchens steht offen. Sein Besitzer scheint ausgeflogen. Durch eine runde Öffnung erhascht der Betrachter einen Blick auf ein Häufchen Stroh, in dem zwei Eier liegen. Welcher Vogel hat sich hier ein Nest gebaut? Und was ist in den geheimnisvollen blauen Schachteln, die sich um den verlassenen Nistplatz türmen? Liegt er in himmlischen Gefilden oder in einem Palast am Meeresgrund, wie das darüber liegende Bild mit den dicken Fischen vermuten lässt? Gibt die Geschichte von Paul und Virginia, mit der die Tür der Schachtel tapeziert ist, einen Hinweis auf die Lösung des Rätsels?

Joseph Cornells Kunstwerke inspirieren zum Erfinden wilder fantastischer Geschichten und werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. Sie sind Bild gewordene Poesie, Bühnen für kleine Dramen oder Fenster, die einen Blick auf Stillleben einer rätselhaften Welt freigeben. Welche Erzählung der Betrachter in ihnen lesen möchte, bleibt seinem Einfallsreichtum und der jeweiligen Stimmung überlassen.

Wie Wunderkammern sind Cornells hölzerne Kisten und die sich in ihnen befindenden Collagen unwiderstehlich. Der 1903 in Nyack, einem kleinen nördlich von New York City gelegenen Städtchen, geborene Joseph Cornell war ein Meister darin gewöhnlichen Gegenständen einen Charme und einen Hauch Mystik zu verleihen, den sie im täglichen Leben nicht zu besitzen scheinen. Seine Inspiration und die Objekte, aus denen er seine Collagen fertigte, fand er in den Straßen und Märkten New Yorks. Er liebte Ballett, Oper, Theater und Museen, ging gerne ins Kino und besaß eine riesige Bibliothek. Astronomie, holländische Gemälde, Vögel, Illustrationen des 19. Jahrhunderts und altes Spielzeug faszinierten ihn sein Leben lang. Joseph Cornell hatte keine künstlerische Ausbildung, sondern arbeitete seit seinem 17. Lebensjahr in der Textilindustrie New Yorks. Erst spät, 1940, wagte er den Schritt nur von seiner Kunst zu leben.

Der scheue Mann, der selten über seine Arbeit sprach, wollte die Menschen zum Denken anregen. Er ermutigte sie sich auf das Kunstwerk einzulassen, es zu erforschen und sich auf diese Art mit ganz alltäglichen Gegenständen auseinander zu setzen, sie zu untersuchen und neu zu sehen. Die Betrachter durften deshalb seine Arbeiten auch anfassen und mit ihren Bestandteilen spielen. Durch seine Verführung zur Interaktion schlägt der Inhalt von Cornells Kisten in Bann, macht neugierig. Die unerwarteten Zusammenstellungen haben die Kraft emotional zu berühren, lassen Staunen und machen Spaß.

Das exzellent bebilderte Buch vermittelt diese Atmosphäre der Lust am Entdecken hervorragend. Dem Text gelingt es nicht nur spannend und leicht verständlich an die Kunstwerke heranzuführen, sondern er macht gleichzeitig die Persönlichkeit des Künstlers lebendig. Das für "the young and young at heart" konzipierte Buch geht aber noch einen Schritt weiter. Es ermutigt Cornells Kunstwerke als Katalysatoren zu betrachten, die helfen Kreativität in sich selbst zu finden und diese an Mitmenschen zu kommunizieren. Man kann dieses Buch alleine genießen oder es in einer größeren Gruppe in der Art eines Gesellschaftsspiels als Ausgangspunkt für das Erfinden von Geschichten benutzen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und das wiederum ist pure Magie.

© Ch. Ranseder

 

 

 

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