Ebensolch Rez-E-zine
05/04
Non-Fiction
Buch
Jutta Swietlinsky
Wenn Ally Frauen küsst... Lesben in Fernsehserien
Ulrike Helmer Verlag 2003, 191 S.
EUR 14,95 / CHF 27,20
ISBN 3-89741-119-9
Rezension
Die 1971 geborene Autorin bezeichnet sich selbst als Serienjunkie. Ihre Erfahrungen mit US-amerikanischen Serien kamen ihr bei der Analyse von zehn bekannten und – bezogen auf die Seherzahlen und endlosen Wiederholungen – beliebten Fernsehserien für dieses Buch zustatten. Mit Akribie pickt sie die Lesben und den zugehörigen Subtext aus dem Wust stereotyp gezeichneter Serienheldinnen.
Die übersichtliche chronologische Seriengliederung erlaubt es, gleich die eigene Lieblingsserie und darunter die entsprechenden Lesbenfolgen nachzuschlagen. Star Trek, der Veteran unter den US-Serien und Dauerbrenner seit Mitte der 60er Jahre, macht den Auftakt. Die alte Serie mit Spock, Kirk und Co konnte bereits damals mit in manchen Bereichen (internationale Crew, Frauen in Führungspositionen) zukunftsweisender Modernität punkten und schockte daher mancherorts das Publikum (u. a. mit einem "schwarz-weißen" Kuß). Die Zeit war in den 60er Jahren allerdings für vieles noch nicht reif, Homosexualität gehörte ebenfalls dazu. 20 Jahre später war vieles der alten Serie Alltägliches. Daher gab es wieder Raum für Neues oder Tabuisiertes, darunter auch gleichgeschlechtliche Beziehungen. Frauenliebende Frauen eroberten langsam aber stetig ihren Platz in Fernsehserien. Ob es die Lust am Tabubruch war, wie die Autorin meint, oder doch eher das kommerziell motivierte Aufgreifen des gesellschaftsfähig werdenden Themas den Ausschlag gab, mag dahingestellt bleiben. Tatsache ist, dass der auf weibliche Homosexualität fokussierte Blick den das Buch auf die fiktive Welt der Fernsehserien wirft, interessant und flott zu lesen ist. Das Fernsehvergnügen erfährt nach der Lektüre jedenfalls neuen Input, regt zu eigenen Analysen der Serien an und wirft nicht zuletzt Fragen nach dem Realitätsbezug der dargestellten gesellschaftlichen Befindlichkeiten an. Los lässt es jedenfalls so schnell nicht.
© S. Strohschneider-Laue
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