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 05/04

 
 

 

© 2003 Strohschneider-LaueFiction

Buch

Elfriede Semrau

Mord in der City Night Line

Giftmelange 14

Mord in der City Night Line (31317 Byte)

Milena Verlag 2003, 157 S.

12,00 EUR

ISBN 3-85286-111-X

 

 

 

Rezension

Sie lieben nicht nur Krimis, sondern haben auch Sinn für geschwärzten Humor? Dann sollten Sie "Mord in der City Night Line" lesen. Der Autorin Elfriede Semrau ist es wieder gelungen den ganz normalen Wahnsinn Wiens zu Papier zu bringen. Es ist schon beinahe ein Pamphlet gegen Bigotterie, Opportunismus, Bequemlichkeit und Schlamperei, wäre da nicht die pensionierte, überpünktliche Lehrerin Dr. Ernestine Glaser, die ebenso aufmerksame Beobachterin wie unerschrockene Verfechterin der Gerechtigkeit. Sie lässt nämlich nicht locker und nutzt das typisch wienerische Beziehungsgeflecht erfreulich untypisch mehr für die gute Sache als für sich selbst. Die Story um den Tod eines Journalisten, der zum Thema Kindesmissbrauch im Knabenseminar recherchierte, bringt ungesühnte Skandale der letzten Jahre in Erinnerung. Geschickt an den Mordfall geknüpfte Nebenhandlungen, bergen ebenfalls den bitteren Nachgeschmack jüngerer Ereignisse. Bis zur letzten Seite schlüssig sowie unterhaltsam geschrieben, sollte kein Leser den absolut unrealistischen Schluss mit einem der Gerichtsbarkeit überantworteten Täter erwarten, sondern eine "Semraumäßige" Lösung im ungesühnten Verbrechenssumpf.

Nicht-Wienern wird das Buch schon deshalb dringend empfohlen, weil es den kitschig-rosa Touristensaum der Sissikostüme vom Wienersumpf lüpft, den Zuckerguss von der schwarzen Wienerseele kratzt und trotzdem genug Platz für die sprichwörtlich "schöne Leich" lässt. Die Buchhandlungen sollten sich daher die Präsentation des Romans gut überlegen. Das Buch ist zwar im Krimiregal gut aufgehoben, würde aber zugleich einen Platz bei den Wiener Reiseführern verdienen. Benutzerfreundlich ist für den Leserkreis, der dem Wienerischen nicht mächtig ist, ein Glossar mit typischen Wiener Begriffen und Redewendungen. Diese sollte man übrigens auch dann lesen, wenn man mit diesen vertraut zu sein glaubt. Selbst hier schlägt der verschmitzte Witz der Autorin ungehemmt zu. Eigentlich sollten noch mehr Wienerisches gelistet werden. Nicht nur, weil es mehr Leute gibt, die dem Wienerischen nicht mächtig sind als umgekehrt, sondern weil das Glossar einfach zum Schmunzeln ist. Dass Elfriede Semrau im Zuge der Geschichte eine Erfurterin (Thüringen) als Sächsin bezeichnet, sei ihr daher großmütig verziehen, schließlich haben auch die Dialekte Deutschlands ihre Tücken.

© S. Strohschneider-Laue

 

 

 

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