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 06/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Peter Noever (Hg.)

Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener Werkstätte

Texte von Siegfried Mattl, Peter Noever, Paulus Rainer, Christian Witt-Dörring, Gespräch mit Heimo Zobernig

Preis der Schönheit

Hatje Cantz Verlag 2004, gebunden mit geprägter Kunststofffront, 448 S., 790 Abb. davon 460 farbig. 

EUR 48,50

ISBN 3-7757-1410-3

Rezension

Zum 100. Mal jährt sich 2003 der Geburtstag der Wiener Werkstätte. Dies wurde vom MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, in dessen Besitz sich das Archiv der Wiener Werkstätte befindet, zum Anlass genommen, sich erneut mit diesem wichtigen Wiener Unternehmen auseinander zu setzen. Das Ergebnis sind eine Ausstellung (MAK, 10. Dezember 2003 bis 12. April 2004) und eine begleitende Publikation - oder besser gesagt ein Prachtband, der in seiner erstklassigen inhaltlichen Gliederung, Gestaltung und Ausfertigung ganz dem Geist der Wiener Werkstätte entspricht.

Die 1903 von Fritz Waerndorfer, Josef Hoffmann und Koloman Moser gegründete Wiener Werkstätte hatte es sich zum Ziel gesetzt, basierend auf dem Gedankengut der englischen Arts- and Crafts Bewegung, künstlerisch hervorragende Gegenstände in höchster handwerklicher Qualität zu produzieren. Zugleich sollten die Produkte modern und praktisch sein. Große Bau- und Einrichtungsaufträge wurden als Gesamtkunstwerk ausgeführt. Mit dieser Einstellung und der damit einhergehenden Tendenz zur Herstellung von Luxusgütern in geringer Stückzahl stand die Wiener Werkstätte im Gegensatz zu jener Spielart der Moderne, die einer industriellen Produktion von Massengütern nach künstlerischen Vorlagen den Vorzug gab. Den Produkten der Wiener Werkstätte, selbst jenen in Serie produzierten der späten Jahre, haftet noch heute der Hauch des Besonderen, Exklusiven, ja nahezu Preziösen an. Es verwundert daher nicht, dass sich der Kreis der Förderer und Kunden aus einer kleinen, elitären, aufgeschlossenen Schicht zusammensetzte. Ausschlaggebend für den Erfolg der Wiener Werkstätte waren die Kontakte ihrer führenden Persönlichkeiten zu Großbürgertum und Künstlerkollegen sowie die Anerkennung, die ihr vor allem in ausländischen Medien und auf internationalen Ausstellungen zuteil wurde. Gerade im Ausland stieß die Wiener Werkstätte auf ein größeres Interesse und damit einhergehend bessere Marktchancen als Österreich. Die Anstrengungen diese Absatzmöglichkeiten zu nutzen, trugen zur Komplexität der bewegten Geschichte des Unternehmens bei, das trotz allem eng mit der kulturellen Befindlichkeit im Wien der Jahre seines Bestehens verbunden blieb.

Die Fülle der zur Wiener Werkstätte verfügbaren vielfältigen Informationen wird in dem Buch virtuos zugänglich gemacht, in dem wichtige Daten und Ereignisse in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden. Durch den konzentrierten Einsatz teilweise erstmals publizierten Materials aus dem Archiv der Wiener Werkstätte liegt der Schwerpunkt auf der Gesamtheit des Unternehmens und nicht auf einzelnen, charismatischen Künstlerpersönlichkeiten. Um das Erfassen der kulturgeschichtlichen Zusammenhänge zu erleichtern, werden in einer Zeitschiene wichtige Ereignisse des Zeitgeschehens im In- und Ausland aufgelistet. Diese, sich dem Leser durch die übersichtliche Gliederung leicht erschließende, Informationsfülle macht das Buch nicht nur zur spannenden Lektüre, sondern auch zu einem einzigartigen, äußerst ergiebigen Nachschlagwerk für die kommenden Jahre.

Aus heutiger Sicht begründet sich die Modernität der Wiener Werkstätte weniger auf ihre Produkte, als auf die Präsentation derselben und des Unternehmens. Durch die Entwicklung eines einheitlichen, unverwechselbaren Erscheinungsbildes, das bis ins kleinste Detail durchdacht und konsequent umgesetzt wurde, gelang es eine Marke zu schaffen und ein unverwechselbares Image zu transportieren. Das größte Gesamtkunstwerk ist die Wiener Werkstätte selbst. Durch ihre "corporate identity" nahm die Wiener Werkstätte Mechanismen vorweg, die heute als Bestandteil von Werbung und Marketing unsere Kultur des Konsums prägen.

Die Bedeutung der Markenbildung wird durch die Einbeziehung des Wiener Werkstätte Logos in Buch und Ausstellungsgestaltung betont. Die einheitliche orange Farbe und die geprägte Kunststofffront lassen das Buch auf den ersten Blick wie eine Schmuckkassette erscheinen. Einmal aufgeschlagen birgt es so manche Überraschung und erfreut durch exzellente Abbildungen der vielfältigen Produkte der Wiener Werkstätte.

Ch. Ranseder

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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