Ebensolch Rez-E-zine08/04 |
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Non-Fiction Buch Christa Hasselhorst Meister der Gartenkunst. Die großen Gärten Europas und ihre Schöpfer Nicolai Verlag 2004, 160 S., 79 farbige 51 schwarzweiße Abb. EUR 29,90 ISBN 3-89479-138-1 |
RezensionGärten schaffen es emotional zu berühren und gewähren Erholung vom hektischen Alltag. Sie lassen uns buchstäblich aufatmen und nicht selten werden in Städten gelegene Gärten und Parks "grüne Lunge" genannt. Als Ausflugsziel, Zugpferd des Tourismus und Ort der Entspannung oder geselliger Heiterkeit sind sie aus unserem Leben nicht wegzudenken. Doch wie oft ist sich der Besucher oder die Besucherin gar nicht bewusst, dass er/sie sich in einem körperlich erlebbar gewordenem Stück Geistesgeschichte bewegt! Die Erschaffung der grünen Paradiese steht immer in Wechselwirkung mit Politik, technischen Errungenschaften und intellektuellen Strömungen einer Zeit. Mit den richtigen Rüstzeug kann man lernen, auch Gärten zu lesen. Christa Hasselhorsts Buch "Meister der Gartenkunst" ist dafür der ideale Einstieg. Leichtfüßig führt sie durch rund 500 Jahre Gartengeschichte und zeigt die Menschen, deren Kreativität, Können, Hartnäckigkeit und Geduld wir Gärten verdanken, die wir noch heute bewundern. Mit einer Mischung aus Biografie und Werkbetrachtung gelingt es ihr, den Lebens- und Karriereweg von 17 Schöpfern und Schöpferinnen herausragender Gartenanlagen Europas spannend zu erzählen. Die geschickt eingestreuten Bemerkungen von Zeitgenossen bringen die Porträtierten menschlich näher. Wichtige Fakten über die Entwicklung der Gartenkunst, politische Ereignisse und den gerade herrschenden Zeitgeist ermöglichen das Verständnis der vorgestellten Gärten. Der Bogen spannt sich dabei von den Renaissance-Gärten der Medici über die grandiosen barocken Parks von Versailles und Vaux-le-Vicomte des berühmten Gärtners André le Nôtre zu den zahlreichen Verfechtern des englischen Landschaftsgartens, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts der künstlichen Natürlichkeit zu immenser Beliebtheit verhalfen. Zu den Bedeutendsten unter ihnen zählen William Kent, von dessen Liebe zu Italien Christa Hasselhorst berichtet, und Lancelot Brown, der seiner Fähigkeit absolut jedem Gelände zu Schönheit zu verhelfen den Spitznamen "Capability" verdankte. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten war Hermann von Pückler-Muskau, der mit Branitz und Muskau zwei der schönsten englischen Landschaftsgärten des Kontinents schuf. Im 19. Jahrhundert feierten Blumen ihr Come-back. Zu den üppigsten und schönsten Gärten zählt jener des Malers Claude Monet. Nachhaltigere Wirkung hatten jedoch die großartigen Gärten von Gertrude Jekyll und der von Vita Sackville-West ab 1930 erschaffene Garten in Sissinghurst. Der Einfluss dieser beiden großen Meisterinnen prägt noch heute die Gärten Englands. "Meister der Gartenkunst" ist flüssig geschrieben und leicht verständlich. Die zahlreichen Abbildungen bieten ein ausgewogenes Verhältnis von historischen Plänen, Zeichnungen und Gemälden zu stimmungsvollen Farbfotos neueren Datums. In sich geschlossene Kapitel und eine ansprechende Gestaltung machen die Publikation zu einem hochwertigen Coffeetable Book. Das attraktive Buch macht aber auch Lust die vorgestellten Gärten zu bereisen und auf den Spuren ihrer Schöpfer und Schöpferinnen zu wandeln. Der praktische Anhang gibt dazu die notwendigen Informationen zu Lage und Öffnungszeiten. © Ch. Ranseder |
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