Ebensolch Rez-E-zine09/04 |
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Fiction Buch Chandra Kurt Sex sells Orell Füssli 2004, 224 S., 165 Abb.; broschiert. € 18,00 (D), CHF 29,80 ISBN 3-280-05082-0 |
Rezension Warum man sich für Werbung auszieht, habe ich mich auch schon immer gefragt. Ich liebe Werbung, sie drückt die Befindlichkeit der Zeit aus, kann anziehen oder abstoßen und manchmal hat Werbung sogar einen Unterhaltungswert. Fragwürdig bleibt aber, warum nackte Körper KundInnen gewinnen sollen und können. Oft ertappe ich mich daher bei Gedanken, Stereotype in der Werbung umzukehren und auf Ihre Wirksamkeit zu prüfen. So ziehen zum Beispiel vor meinem geistigen Auge Bilder nackter Männern, die sich brünstig auf Motorhauben wälzen, vorbei. Mit anderen Worten, bisher dachte ich nicht blind durch die Werbung gestolpert zu sein, allerdings dachte ich das nur so lange bis ich "Sex sells" in die Hände bekam. Unglaublich, was mir bisher alles noch nicht aufgefallen ist. Chandra Kurt ist Profi im Aufspüren sexistischer Werbung und ungeschlagen im minutiösem Aufzeigen der größten und vor allem unnötigen Peinlichkeiten. Dies führte zu einer wöchentlichen Kolummne in der "werbewoche", was wiederum beweist, wie ergiebig das Thema ist. Das Buch enthält die besten Sujets der Jahre 1999 bis 2003. Säuberlich und mit spitzer Feder in 15 Kapitel aufgeteilt (Perfekte Stellung, Sportlich, Homoerotik, Prost, Tierfreundlich, Bon Appetit, Autokunde, Accessoires, Supermodels, Liebesspiel, Eigenliebe, Hilfsmittel für sie, Kleider machen Leute, Busenwunder, Selbst ist der Mann), findet sich Haarsträubendes, Komisches und vor allem überwiegend Obsoletes. Im Grunde sollte "Sex sells" in keiner Werbeagentur fehlen sowie in PR und Grafik relevanten Lehrgängen zur Pflichtlektüre gehören. Ob die Verantwortlichen daraus eine Lehre ziehen oder die VerbraucherInnen weniger manipulierbar dadurch werden, bleibt allerdings dahin gestellt. Grundsätzlich gilt aber: Das querformatige Buch mit seinen 224 Seiten unterhält auf bissig hohem Niveau gleichermaßen mit Text und Werbung. Noch jeder, der es bei mir auf dem Schreibtisch liegen sah, hat es gerne in die Hand genommen, ungern wieder hergegeben und keiner davon hat ursprünglich wegen des todschicken Handschuhs auf dem Cover danach gegriffen... Sex sells! © S. Strohschneider-Laue |
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