Ebensolch Rez-E-zine11/04 |
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Non-Fiction Buch Renate Welsh Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau dtv 2004, geb. 144 S., Großdruck € 8,00 (D), € 8,30 (A), CHF 14,30 ISBN 3-423-25221-9 |
RezensionAus historischen Figuren Menschen aus Fleisch und Blut zu machen, das gelingt selten genug. Die Frau eines schon zu seinen Lebzeiten berühmten Mannes war Constanze Weber. Zu ihren Lebzeiten nicht mehr als ein kaum erwähnenswertes Attribut des Meisters, der sich nicht zu benehmen wusste, auch nicht in der Auswahl seiner Ehefrau. Auf den ersten Seiten schon steht sie vor den lesenden Augen, als ob es die wohlvertraute Nachbarin von nebenan wäre. Und alle Alltäglichkeiten, die ganz normales Leben bietet, haben bei Mozarts stattgefunden. Constanze ist nach Mozarts frühem Tod zurückgeblieben. In ihren Tagen als alte Frau lernen wir sie kennen. Werfen Blicke in ihr Leben, in dem vom Glanz und Glamour ihres Schickimicki-Ehemanns nichts geblieben ist. In denen sie schmerzlich erkennt, wie oft Menschen ihre Nähe gesucht haben, um dem Berühmten nahe zu sein. Constanze ist nur eine der vielen, die das Schicksal unbezahlter, ungesicherter Hausfrauen, Mütter und Ehefrauen aller Zeiten teilte. Die in ihren alten Tagen vor mehr Trümmern als Besitztümern steht - ausgenommen der gebündelten Briefe Mozarts. Das schmale Büchlein ist pralles Leben, bringt die kleinen Geheimnisse einer schwierigen Beziehung ans Licht. Es sind fast einige hundert Jahre seit Constanze Mozarts Leben vergangen, in denen ihr Leben und Schicksal dennoch nichts an Aktualität verloren hat. Bis zur letzten Seite des Buches taucht Mozarts Musik immer wieder zwischen den Zeilen auf, die untrennbar mit Constanzes Leben verbunden ist. Renate Welsh, einer renommierten Kinder- und Jugendbuchautorin, gelingt es, eine historische Figur dialogreich und informativ lebendig zu machen. Und zugleich den kritischen Blick auf die unerbittliche Realität von Frauenschicksalen zu richten. © B. Meinhard-Schiebel |
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