Ebensolch Rez-E-zine

 11/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Tobias G. Natter, Ursula Storch (Hgg.)

Egon Schiele & Arthur Roessler

Egon Schiele und Arthur Roessler

Hatje Cantz 2004, 208 S., 163 Abb.

€ 38,00, CHF 63,00

ISBN 3-7757-1479-0

Rezension

In der bewährten Hatje Cantz Qualität wurde über Egon Schiele und seinen Förderer ein Buch über Kunst und Networking publiziert, das von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.

Arthur Roessler, dessen Sammlung im Katalogteil des Bandes vorgestellt wird, war zugleich Sammler und gewissermaßen  Marketingstratege des frühen 20. Jahrhunderts. Er war nur 13 Jahre älter als Schiele aber bereits fest in der Gesellschaft als Kunstkritiker, Autor von Kunstpublikationen, Galerieleiter und Kunstkonsulent etabliert. Egon Schiele stand dagegen 1909 im Grunde vor dem Nichts. Er war aus der Wiener Kunstakademie im Streit ausgetreten und hatte sich Gleichgesinnten in der Neukunstgruppe angeschlossen, die nur eingeschränkte Ausstellungsmöglichkeit hatte. Eine Ausstellung der Neukünstler brachte Schiele mit Roessler im Dezember 1909 in Kontakt. Im Oktober 1910 malte Schiele das Ölporträt von Arthur Roessler, das den Buchumschlag ziert. Roessler unterstützte Schiele, vermittelte Aufträge, die zu dessen sozialer und künstlerischen Verankerung führten. 1913 kam es über Geldfragen und auf Grund wachsender Unabhängigkeit Egon Schieles zum Zerwürfnis zwischen den Beiden. Der über den Briefwechsel nachvollziehbare Ton kühlte sich bis auf sachliche Professionalität ab. Trotzdem blieben sie einander verbunden: Schiele nutzte die publizistische Unterstützung Roesslers, dieser wiederum die wachsende Popularität des Künstlers. Nach dem frühen Tod Schieles 1918 ließ sich Roessler von dessen Mutter alle Nutzungsrechte übertragen und etablierte die "Marke Schiele" nachhaltig. Schiele war natürlich nicht der einzige Künstler den Roessler unterstützte und dessen Werke er sammelte. Er war auch nicht der Einzige mit dem er sich überwarf, aber der Einzige, dem er zu solcher Popularität verhalf.

Den Herausgebern Tobias Natter und Ursula Storch ist es gelungen der von ihnen kuratierten Ausstellung im Wien Museum eine wunderbare Publikation zur Seite zu stellen, die über die Kurzlebigkeit der Ausstellung zu Roessler und seiner Sammlung spielend hinwegtröstet. Beiträge von Hans Bisanz (Arthur Roessler als Kritiker), Eva-Maria Orosz (Arthur Roessler im Dienste des Avalun-Verlages, Biographisches zu Ida und Arthur Roessler) und Hansjörg Krug (Ein "Schmerzensmann" im Wien Museum) runden den Band um die bedeutende Kunstsammlung des Kritikers Roessler und sein Verhältnis zum Künstler Egon Schiele mit einer Fülle höchst spannender Details ab. Einmal in die Hand genommen, fesselt der Band bis zur letzten Seite, nicht zuletzt wegen der zeitlosen Aktualität des Themas "Networking".

© S. Strohschneider-Laue

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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