Ebensolch Rez-E-zine

 11/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Catherine Sauvat

Isabelle Eberhardt. Abenteuer in der Wüste

Isabelle Eberhardt

Gerstenberg 2004, 269 S., 117 sw. Abb.

35,00 (D), 36,00 (A), CHF 5,50

ISBN 3 8067 2922 0

Rezension

Isabelle Eberhardt (* 1877  Genf - † 1904 Aïn-Sefra) würde weder mit ihren Lebensgewohnheiten noch mit ihrem persönlichen Hintergrund heute Aufmerksamkeit erregen, sondern allein durch ihre Artikel. Sie würde zu den qualifizierten und selbstbewussten Berichterstatterinnen, die sich im Ausland und auch in Krisengebieten aufhalten, gehören.

Isabelle Eberhardt hebt sich von der den meisten schreibenden mehr oder minder qualifizierten Touristinnen des 19. Jahrhunderts ab. Sie entschied ebenso frei über ihre seelischen wie körperlichen Bedürfnisse. Sie wählte ihre Kleidung, ihre Freunde und ihre Zukunft, so wie es jeder modernen Frau heute möglich ist. Damals waren zwar allein reisende Frauen keine Seltenheit mehr, einige waren sachverständige Berichterstatterinnen, sie wurden aber dennoch von der Gesellschaft misstrauisch beäugt.

Eberhardts persönlicher Hintergrund als uneheliche Tochter einer in der Schweiz lebenden verwitweten Russin jüdischer Abstammung, bot Anlass zu Spekulationen. Ihre Erziehung durch den Hauslehrer, der vielleicht auch ihr Vater war, war in jeder Hinsicht für ein Mädchen unkonventionell. Sie trug schon als Kind Jungenkleidung, lernte sechs Sprachen, darunter Arabisch, und erhielt auch sonst eine umfassende Ausbildung. Von der damaligen Orientbegeisterung angesteckt, fasste sie den Entschluss mit Schreiben ihr Geld zu verdienen. Ein Entschluss, der zuletzt durch Erbschaftsstreitigkeiten zur Notwendigkeit wurde. Mit ihrer Mutter reiste sie erstmals nach Algerien, wo einer ihrer Brüder als Fremdenlegionär stationiert war. Die Liebe zu Land, Leuten und vor allem der Sahara ließ die Nomadin im Herzen die letzten sieben Jahre ihres Lebens nie mehr los. Ein schweres Attentat, Ausweisung aus Algerien die Heirat mit dem Unteroffizier Slimène waren weitere Stationen ihres kurzen Lebens.

Sie war eine Frau, die sich das Recht auf Leben in vollen Zügen in einer Zeit genommen hat, als Frauen noch als Mobiliar betrachtet wurden. Sie konvertierte zum Islam, bewegte sich selbstsicher durch reine Männerdomänen, erklärte der Sahara ihre Liebe und verlor niemals ihren kritischen Blick. Nicht ihre Belastbarkeit zog ihrem Tatendrang und Mut Grenzen, sondern eine Überschwemmung, die sie in der Wüste ertrinken ließ.

Das wunderbare Buch über eine einzigartige Frau wird durch Fotos komplettiert. Historische Aufnahmen zeigen Isabelle Eberhardt und die Umgebung, die sie bei ihren Reisen vorfand. Die ausgezeichneten Bilder von Jan-Luc Manaud halten die Erinnerung der Vergangenheit in der Moderne fest. Der Autorin Catherine Sauvat dieses anspruchsvollen Bandes ist es in brillanter Weise gelungen den Geist der Isabelle Eberhardt auf jeder Buchseite zu beschwören - einfangen kann diese ruhelose Seele nicht einmal der Wüstenwind.

© S. Strohschneider-Laue

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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