Ebensolch Rez-E-zine

 11/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Raquel Tibol (Hg.)

Frida Kahlo.

Jetzt, wo Du mich verläßt, liebe ich Dich mehr denn je

Schirmer-Graf 2004, 368 S.

22,80, CHF 41,00

ISBN 3-86555-002-9

Rezension

Vorworte werden selten gelesen. Dieses Vorwort ist der Schlüssel zu einem Buch über eine Künstlerin, die so wenig fassbar, kategorisier- und katalogisierbar ist wie selten jemand: Frida Kahlo. Alles, was an Schriftlichem für die Kulturjournalistin Raquel Tibol zu sammeln, sichten, ordnen und in Beziehung zu bringen war mit dieser schillernden, einfachen, hoch komplizierten, verwundeten und verwundbaren Künstlerin, findet sich hier wieder. Kärtchen, Visitkarten, Briefe, Fragmente sind Zeugnisse eines Lebens, in dem aus Schmerz, Leid, Leidenschaft und ganz banalem Alltag Bilder entstanden sind. Frida Kahlos malerisches Werk ist unverwechselbar, ihre Worte, vielfach unbekannt, sind es ebenso. Die Sammlung beginnt nach Fridas 15. Lebensjahr und endet mit ihrer Auflösung und Erlösung in einem Drogennebel.

Ihre Liebesbeziehungen sind ihr Lebensinhalt, ebenso wie ihre körperlichen, lebenslangen Schmerzen. In ihren Briefe an die Männer - und wenigen Frauen - ihres Lebens ist Frida so frisch und unmittelbar, als würde sie auf einem Stuhl gegenüber sitzen und mit funkelnden Augen gestikulierend reden. Sie malt mit jeder ihrer Zeilen Bilder die leuchten. Für sie selbst aber sind ihre Bilder oft genug das Zahlungsmittel, um sich selbst und die ihren über Wasser zu halten. Über viele Jahre hinweg stellt sie Diego Rivera, ihren Mann, als großen Künstler in den Vordergrund, managt ihn und unterstützt sein Werk mit Vehemenz. Erst sehr spät entdeckt sie sich selbst, erkennt ihren Wert und ihren Marktwert. Und wird sich auch ihrer politischen Haltung und Bedeutung in der Zeit der Umbrüche und Wirren in Mexiko bewusst. Sie nimmt Position ein und vertritt sie klar und deutlich auch an höchster Stelle im Land Mexiko. In den letzten Lebensjahren beginnen ihre Briefe immer kürzer zu werden, zerfließen, gleiten in Traumwelten und tauchen nur mehr kurz an die Oberfläche des Bewusstseins. Bis sie endgültig erlöschen.

Die gesammelten Zeilen aus Frida Kahlos Hand sind die andere, authentische Form und Ausdrucksweise einer Künstlerin, die sich selbst vor allem als Menschen aus Fleisch und Blut gesehen hat. Wer wissen will, was hinter ihren Bildern steht, findet den Schlüssel dazu in diesem behutsam zusammengetragenen, sorgfältig kommentierten Buch, das keine irreführenden Interpretationen anbietet, sondern Frida Kahlo pur. Ein lebensvolles Buch für stille Stunden zu jeder Jahreszeit.

© Birgit Meinhard-Schiebel

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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