Ebensolch Rez-E-zine
11/04
Fiction
Buch
Renate Welsh
Liebe Schwester
dtv 2004, S. 256.
€ 14,50
ISBN 3 423 24376 7
Rezension
Faszinierend wie es Renate Welsh es immer wieder gelingt Alltäglichkeiten zu erzählerischen Besonderheiten werden zu lassen. Mit "Liebe Schwester" ist es ihr gelungen einen warmherzigen Roman über das Alter, Beziehungen und zugleich Wien zu verfassen.
Aus den ebenso vergleichbaren wie unterschiedliche Perspektiven der verwitweten Schwestern Josefa und Karla wird die Geschichte erzählt. Beide Schwestern leben gemeinsam in der elterlichen Wohnung und teilen mehr als 80 Jahre Lebenserinnerungen. Trennendes, Gemeinsames und vor allem ewig gleich bleibende Rituale prägen ihre Tage. Erst durch die Frage der amerikanischen Enkelin nach ihren Wiener Wurzeln, setzen sich die beiden alten Damen zunehmend mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihren Ängsten und den diversen verpassten Gelegenheiten ihres Lebens auseinander. Ihre Erinnerungen, aber auch ihr gegenwärtiges Leben werden durch diese Auseinandersetzung nachhaltig verändert. Selbständiger und aktiver packen sie ihren Lebensabend an, der schließlich auch zu einer neuen Liebe führt. In jeder Familie gibt es solche Geschichten. Renate Welsh ist es gelungen eine davon für alte und junge LeserInnen, Schwestern, Eltern, Kinder, nicht nur familiär Genervte und besonders für jene, die am Miteinander interessiert sind zu verfassen. Vergnüglicher und zugleich besinnlicher kann der Lebensabend zweier Schwestern von der ersten bis zur letzen Seite nicht geschildert werden.
© S. Strohschneider-Laue
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