Ebensolch Rez-E-zine
12/04
Non-Fiction
Buch
Erwin Pochmarsky, Manfred Hainzmann
Steine erzählen
Steirische Verlagsgesellschaft 2004, 112 S.
€ 9,90
ISBN 3 85489 115 6
Rezension
Grabsteine sind mehr als oberflächliche Markierungen einer Grabstätte. Sie geben persönliche Auskünfte über den Beigesetzten, spiegeln dessen Sozialstatus und stehen in einem historischen, religiösen und kunstgeschichtlichen Kontext. Im Grunde ist daher der Unterschied zwischen den Grabsteinen des Wiener Zentralfriedhofes und den Grabsteinen der Römerzeit gering. Römische Grabdenkmäler geben über diese Punkte vielleicht nur etwas mehr Auskünfte. Die Gräberfelder der antiken Städte reihten sich entlang der Zufahrtsstraßen. Sie waren quasi ein "Who is Who" der Antike und informierten Reisende im Vorübergehen, wer in der Stadt den wirtschaftlichen und politischen Ton angab. Selbst bei Bau-, Weihe- und Ehreninschriften hat sich seither kaum mehr als die Namen geändert.
Der handliche Band stellt die römischen Steindenkmäler auf Schloss Seggau bei Leibnitz in Inschriften und Reliefs vor. Minutiös werden die Reliefs und Texte analysiert. Erstaunliches aus dem religiösen, politischen und sozialen Leben enthüllen die steinernen Zeugnisse der Römerzeit. Die Interpretation der Steindenkmäler, deren Reliefschmuck und Inschriften kann allerdings auch viele Fragen aufwerfen nicht nur beantworten. Ihre Funktion und inhaltliche Aussagen erschließen sich daher nicht immer bis ins letzte Detail, auch herrscht nicht immer Einigkeit in Datierung. In ebenso gehaltvoller wie verständlicher Sprache wird die Bruchstückhaftigkeit der Erkenntnisse deutlich. In dem schmalen Band verbirgt sich eine hochkonzentrierte Fülle an Informationen, die durch Rekonstruktionszeichnungen und Fotografien sowie dem Stellplan der Exponate ergänzt werden.
Man muss übrigens nicht dort gewesen sein, um an dem Band seine Freude zu haben.
© S. Strohschneider-Laue
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