Ebensolch Rez-E-zine12/04 |
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Non-Fiction Buch Klaus Albrecht Schröder, Heinz Widauer (Hgg.) Peter Paul Rubens Hatje Cantz 2004, 532 S., 413 Abb. Farbfotos. € 58,00 ISBN 3 7757 1514 2 |
RezensionGewaltig das Werk von Peter Paul Rubens und ebenso gewaltig der herrliche Katalog zur Ausstellung in der Albertina, die das Ergebnis einer Kooperation mit dem Metropolitan Museum of Art in New York ist. Rubens (1577-1640) stand einer sehr großen und arbeitsteilig organisierten Werkstatt vor, die seine Skizzen in gigantische Formate umsetzte. Seinen Schatz an Zeichnungen und Entwürfen hütete er sorgsam. Seine künstlerische Urheberschaft war sein Kapital, die erst nach seinem Tod, da keiner aus der Familie ihm als Maler nachfolgte, versteigert wurde. Ausstellung und Katalog widmen sich in erster Linie den Werken, die aus der Hand des Meisters selbst stammen. Selbst flüchtige Durchsicht der Publikation wird all jene, die vorschnell das Werk Rubens auf überproportionierte Frauen reduzieren, eines Besseren belehren. Die Gliederung des Katalogs ermöglicht selbst Rubens-Neulingen einen schnellen Überblick über Leben und Werk des erfolgreichsten Barockmalers. Eine übersichtliche Zeittafel gleich zum Leseeinstieg birgt nicht nur Biographisches zu Rubens selbst, sondern bringt sein Leben in den wichtigen Zusammenhang mit Kunst und politischer Geschichte. "Rubens: Konturen und Bennpunkte einer Ausstellung" betitelt Klaus Albrecht Schröder sein Essay. Dieser wichtige Einstieg in die Betrachtung des Werkes bietet noch mehr als Basisinformationen zur Ausstellung. Er macht deutlich mit welchen Problemen heutige Betrachter beim "Lesen" barocker Bildsprache konfrontiert sind. Seither veränderte Weltbilder und Bildungsschwerpunkte sowie die Distanz zum damaligen religiösen und politischen Hintergrunds erschweren den inhaltlichen Zugang. Im Artikel von Anne-Marie Logan und Michiel C. Pomp lernt man "Rubens als Zeichner" und zugleich als sorgsamer Hüter seiner Skizzen kennen. Ein in jedem Detail hochinteressanter Einblick, wird doch gleich zu Beginn deutlich, dass Copyrightverletzungen und Werkspionage nicht nur Probleme des Industriezeitalters sind. Mal ganz abgesehen davon, dass in einem großen Betrieb, wie die Malerwerkstatt des Peter Paul Rubens, selbstverständlich die Konkurrenz heranwächst. Typologie und Technik, Kompositions- und Modellzeichnungen sowie die Skizzenbücher werden fesselnd vorgestellt. Abschließend setzen sie sich chronologisch mit Rubens Entwicklung als Zeichner auseinander. Michiel Pomp stellt in einem eigenen Beitrag "Rubens' Zeichnungen als Sammelobjekte" vor. Ausgehend von der Auktion von 1657 - 17 Jahre nach dem Tod des Meisters - macht er verständlich warum und von wem sie erworben wurden. "Die Ölskizzen bei Rubens" unterzieht Heinz Widauer hinsichtlich ihrer Bedeutung und Funktion auch gegenüber den Auftraggebern einer genaueren Betrachtung. Der komplexe Katalogteil stellt die 138 Zeichnungen, Ölskizzen und Gemälde in ausgezeichneten Abbildungen sowohl vergleichend gegenüber als auch in exzellenten Analysen vor. Eine umfassende Bibliographie schließt den wahren Prachtband, der unverzichtbar für alle KunstliebhaberInnen und jede gute Bibliothek ist. © S. Strohschneider-Laue |
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