Ebensolch Rez-E-zine12/04 |
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Fiction Buch Helga und Jürgen Bertram Nächste Ausfahrt Buschhotel
Picus 2004, 131 S. € 13,90 ISBN 3 85452 791 8 |
RezensionWas bitte geht uns bloß Australien an? Tausende Kilometer Land. Nur etwas für verschrobene AbenteurerInnen? Eines ist zumindest klar: Dort trifft mit ziemlicher Sicherheit im Urlaub kaum jemand die Nachbarn von nebenan. Stattdessen neben der Minorität der Aborigins, Griechen, Jugoslawen, Italiener, Iren, Kroaten, Chinesen oder noch andere Nationen. Einwanderer und deren Folgegenerationen, die auf der Suche nach Arbeit und Zuflucht waren und sind. Nationalitätenkonflikte sind vorprogrammiert, Gewalt ebenso. Die Bergwerksminen sind bis heute Zündstoff sozialer Probleme. Mit dem Hoch und Tief einer vom Rohstoff abhängigen Wirtschaft ändert sich das Gesicht des Landes. Beeindruckende Gestalten säumen den Weg des AutorInnenpaares, skurrile, tüchtige, lebende und verstorbene. Der Weg führt auch durch Nullarbor, einer baumlosen Weite. "Kamele, Kängurus und Emus auf den nächsten 1120 Kilometern" heißt es da. In ihr treffen einander (europäische) AbenteurerInnen und die Aborigines oder die Kapitäne der "road trains" und finden einander nicht seltsam. Die Geschichte und Geschichten von den besten Haustieren Australiens, den "Roos" (Kängurus) sind herzbewegend und zeigen zugleich eines der Probleme des Kontinents. Die böse Geschichte der Unterdrückung und Ausbeutung der Aborigins bis in unsere Tage, in knappen Worten geschildert, gehört zu den bitteren Seiten des Buches. Das Leben auf den weit voneinander entfernten Farmen, die von Viehzucht und Wolle leben und von verrückten Touristen heimgesucht werden, ist ein weiterer Puzzlestein australischen Lebens. Jedes Kapitel beschreibt Australien in allen seinen Facetten, informativ, mit leichter Hand geschrieben, spannend und macht Lust darauf, wenigstens ein paar Hundert Kilometer dieses Kontinents zu bereisen. Es reicht von modernen, hoch zivilisierten Großstädten bis in den "gottverlassenen Outback, in dem die archaischen Gesetze der Natur nach wie vor den Rhythmus der Menschen bestimmen". Der schmale Band der Picus-Lesereisen erweckt den Eindruck, dass dem AutorInnenpaar das Schreiben ebenso leicht von der Hand geht wie den LeserInnen das Lesen. © B. Meinhard-Schiebel |
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