Ebensolch Rez-E-zine

 13/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Therese Schaltenbrand Felber / Museum.BL (Hg.)

Modeband. Seidenbänder aus Basel

Christoph Merian Verlag 2004,  272 S. über 200 meist farbige Abb.

€ 48,00 / CHF 78,00

ISBN 3 85616 220 8

Rezension

Tauchen Sie ein in die sinnliche Welt der Seidenbänder! Die Schönheit und der Ideenreichtum der in dem Buch "Modeband" in exzellenten, meist originalgroßen Abbildungen vorgestellten Bänder lassen staunen und ein bisschen Wehmut aufkommen. Darüber, dass Seidenbänder aus der Alltagsmode fast verschwunden sind und nur noch in der Haute Couture verwendet werden. Seinen Höhepunkt erreichte der Verbrauch von Seidenbändern im 17. Jahrhundert. Kaum vorzustellen, dass damals ein Herrenanzug mit bis zu 90 Metern Seidenband verziert sein konnte. Dagegen wirken die Bandschleifen an den Kleidern der Damen des Spätbarocks geradezu bescheiden. Das winzige Schleifchen an manchem modernem Büstenhalter erinnert heute noch an die bis ins Rokoko beliebte oberste Busenschleife, die den Blick so geschickt auf die Brüste lenkte.

Aufstieg und Fall des Seidenbandes in der Mode veränderten nicht nur das Erscheinungsbild der Menschen, sie hatten in manchen Landstrichen auch tief greifende wirtschaftliche Folgen. So war in der Basler Region die Seidenbandweberei für zweihundert Jahre die wichtigste Industrie. Erst im frühen 20. Jahrhundert begann die Nachfrage nach dem Luxusartikel Seidenband nachzulassen. Der Bedeutungsverlust des Bandes in der Mode, Weltwirtschaftskrise, Krieg und die Entwicklung synthetischer Fasern zwangen die Bandfabriken ihren Betrieb einzustellen. Im Jahr 2001 schloss die letzte Basler Banderzeugung.

Das Buch "Modeband" gibt einen gelungenen Überblick über das in der Stadt Basel und dem Kanton Basel-Landschaft ausgestorbene Gewerbe der Seidenbandweberei. Therese Schaltenbrand Felber und die Autorinnen der Fachbeiträge berücksichtigen dabei jeden Aspekt dieser faszinierenden Industrie. Im Mittelpunkt des ausgezeichnet gegliederten Buches stehen natürlich die prächtigen Seidenbänder selbst. Die großformatigen Abbildungen bereiten nicht nur optischen Lustgewinn, sondern verdeutlichen auch die Vielfalt der Techniken und Gestaltungsmöglichkeiten der maximal 30 cm breiten Bänder. Ihnen quasi als Einleitung vorangestellt werden drei Kapitel, die sich sowohl der Entwicklung der Verwendung des Bandes in der Mode als auch der Motive auf den Bändern selbst widmen: Ingrid Loschek untersucht den Einsatz von Bändern an Kleid und Hose, Margret Ribbert jenen an Kopf und Hut. Irmgard Peter legt den Wandel der Motive auf Seidenbändern des 19. und 20. Jahrhunderts dar und macht dabei den LeserInnen auch mit den diversen Techniken und Fachausdrücken vertraut.

Einen Gegenwartsbezug bieten die Reaktionen von Prominenten auf ein von ihnen ausgewähltes Lieblingsband und die Präsentation von Arbeiten, die im Zuge eines Projektes der Abteilung Mode-Design: Körper und Kleid an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel entstanden.

Sabine Strebel spürt Bändern auf historischen Fotografien nach. Als Abschluss des Buches bieten Barbara Alder, Therese Schaltenbrand Felber und Nathalie Unternährer einen Überblick über die Basler Bandweberei. Ausgehend von einem kurzen Abriss der historischen Entwicklung geben sie Auskunft über die Organisation der Arbeitsabläufe, Rohmaterialien, Web- und Verzierungstechniken sowie Handelsbeziehungen. Für Bewohner und Besucher der Basler Region gleichermaßen praktisch ist die Auflistung der noch heute erhaltenen Gebäude, Webstühle, Bandsammlungen und Archive.

"Modeband" ist eine ebenso schöne wie informative Publikation. Details wie im Fließtext farbig hervorgehobene Abbildungsverweise verleihen dem Buch eine Benutzerfreundlichkeit, die zusätzlich Freude macht.

© Ch. Ranseder

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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