Ebensolch Rez-E-zine

 14/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Marguerite Droz-Emmert

Catharina van Hemessen. Malerin der Renaissance

Schwabe, 2004, 196 Seiten mit 29 sw-Abb., 8 Farbtaf.

€ 26,50

ISBN 3 7965 2095 2

Rezension

Mit ruhigem, prüfendem Blick schaut uns die 20-jährige Catharina van Hemessen aus ihrem Selbstporträt entgegen. Ihre Körpersprache vermittelt Zurückhaltung und Bescheidenheit - beides Qualitäten, die von Frauen seit Jahrhunderten erwartet wurden. Catharina van Hemessen hielt sich an die Regeln und bewies dennoch große Originalität: Sie hat sich vor der Staffelei an einem Selbstbildnis malend dargestellt. Damit ist sie nicht nur die erste niederländische Künstlerin des 16. Jahrhunderts von der wir wissen, sondern auch die Erfinderin einer neuen Art der Selbstpräsentation. Noch nie zuvor hatte sich ein Künstler oder eine Künstlerin am eigenen Abbild malend vor der Staffelei dargestellt - zumindest ist bis jetzt kein älteres derartiges Bild bekannt.

Wer also war Catharina van Hemessen? Wie ist es ihr beruflich ergangen? Welche Schwierigkeiten musste sie als Malerin in einer Männerwelt überwinden? Marguerite Droz-Emmert geht diesen und anderen Fragen in ihrem Buch "Catharina van Hemessen. Malerin der Renaissance" nach.

Catharina van Hemessen wurde 1527/28 als Tochter des Malers Jan Sanders van Hemessen und der aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammenden Barbara de Fevere in Antwerpen geboren. Ihr Handwerk erlernte sie höchstwahrscheinlich, wie auch viele andere Künstlerinnen, von ihrem Vater. Dank ihrer bürgerlichen Herkunft wird es ihr außerdem möglich gewesen sein, zumindest eine rudimentäre humanistische Bildung zu erwerben. Kurz nach Catharinas Heirat mit einem angesehenen Musiker wurde das Ehepaar 1556 von Maria von Ungarn an den spanischen Hof berufen. Nach dem Tod ihrer Mäzenin kehrten Catharina und ihr Mann in die Niederlande zurück.

Catharina van Hemessen war zu ihren Lebzeiten eine angesehene Malerin, deren Ruhm bis ins 17. Jahrhundert überdauerte.

Heute ist die Zahl der Bilder, die ihr eindeutig zugeschrieben werden können, relativ klein. Einer der Gründe dafür mag darin zu suchen sein, dass Malerinnen aufgrund ihrer komplizierten gesellschaftlichen Stellung ihre Bilder oft nicht signierten. Marguerite Droz-Emmert geht im Zuge ihrer kunsthistorischen Analyse der Gemälde Catharina van Hemessens auch auf das allgemeine Problem der Zuweisung ein. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen, ausgehend von dem in Basel befindlichen Bild, die Selbstporträts der Malerin. Die Entwicklung des Werkes Catharina van Hemessens wird anhand der Porträtaufträge und religiösen Bilder nachgezeichnet. Im Spannungsfeld zwischen weiblichem künstlerischen Selbstverständnis und Vergleichsbeispielen aus der niederländischen und italienischen Kunst zeigt sich, dass das Oeuvre Catharina van Hemessens dem Vergleich mit jenem anderer zeitgenössischer MalerInnen standhält.

"Catharina van Hemessen. Malerin der Renaissance" ist ein überaus interessantes, flüssig geschriebenes Buch, dessen Themenvielfalt weit über die Vorstellung des Werkes einer bislang fast unbekannten Künstlerin hinausgeht. Marguerite Droz-Emmerts Arbeit ist ein wichtiger Baustein für den noch lange nicht abgeschlossenen Prozess der Anerkennung und Neubewertung weiblichen Kunstschaffens.

© Ch. Ranseder

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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