Ebensolch Rez-E-zine
14/05
Non-Fiction
Buch
Erica Fischer, Simone Ladwig-Winters
Die Wertheims. Geschichte einer Familie
Rowohlt 2004, 384 S.
19,90 Euro
ISBN 3 87134 443 5
Rezension
Den bekannten und renommierten Autorinnen ist ein durchwegs interessantes und auch eigenwilliges Buch gelungen. Eines, das vermutlich in seiner Entstehungszeit kaum damit rechnen konnte, brandaktuell zu werden: ist doch die Kaufhauskette Karstadt-Quelle wegen des Missmanagements gerade in den letzten Monaten in die Schlagzeilen geraten. Hinter dem Namen Wertheim, Symbol für die Entwicklung und Etablierung der Idee des Kaufhauses, in einer weit prunkvolleren Art als es uns heute bekannt ist, steht die Geschichte einer jüdischen deutschen Familie. Historische Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen und literarische Annahmen bilden die Grundlage dieser spannenden Familiengeschichte, die sich bis Anfang des 19. Jahrhunderts sehr genau zurückverfolgen lässt und heute wieder aktuell ist. Der Bogen spannt sich von den Alltagsberichten armer jüdischer reisender Textilhändler über Versuche des Sesshaftwerdens in Berlin, Fragen der Bildung, der Einhaltung respektive der Abgrenzung zur jüdischen Religion bis hin zu internen Familienkonflikten, Macht, Wohlstand, Unternehmertum, Enteignung während des Nationalsozialismus, Flucht und den "Verkauf" der Firma an Hertie, die später in Karstadt-Quelle aufging. Die Geschichte der Wertheims ist noch nicht zu Ende, noch läuft eines der spektakulärsten Entschädigungsverfahren innerhalb der deutschen Republik; die Nachfahren der Familie Wertheim klagen den jetzigen Eigentümer Karstadt-Quelle. Die Entscheidungen, die dabei getroffen werden, werden in jedem Fall von hohem Interesse sein. Ein bewegendes Kapitel Zeitgeschichte.
© Anna Kubesch
Essenz
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