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 14/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Elisabeth Malleier

Jüdische Frauen in Wien 1816-1938

Mandelbaum, 360 S.

€ 24,90

ISBN 3 85476 085 X 

Rezension

Die Autorin legt eine solid recherchierte und äußerst umfangreiche Studie zu verschiedenen Lebensbereichen jüdischer Frauen und Frauenorganisationen in Wien von Beginn des 19.Jahrhunderts bis 1938 vor. Schwerpunktmäßig wird auf die Bereiche Mädchenbildung, Frauenarbeit und Wohlfahrtsvereine eingegangen. Schon in der Betrachtung der Schwerpunkte ist die enge Verbindung zur ersten Frauenbewegung und deren Themen erkennbar, wobei die Bandbreite der Betätigungsfelder sowohl in die bürgerliche wie auch in die proletarische Frauenbewegung reicht. Erkennbar wird, wie sehr gerade jüdische Frauen von verschiedensten Emanzipationsbewegungen betroffen waren, sowohl von jüdischen wie auch von frauenbewegten.

Vorwiegend wird das Leben und Handeln assimilierter jüdischer Frauen beschrieben, wobei der Frage der Religion und Religiosität durchwegs Bedeutung beigemessen wird. An dieser Stelle fällt auf, dass es nach wie vor kaum Literatur zu orthodoxen Frauen und deren Leben und Wirken gibt. Eine interessante Auseinandersetzung findet sich zum Thema der jüdischen Identität, die hier nicht auf einer ausschließlich religiösen Grundlage gesehen wird, sondern es wird mit dem Begriff der deutsch-jüdischen Ethnizität gearbeitet. Deutsche und jüdische Elemente wurden, nach Ansicht der Verfasserin, so integriert, dass daraus ein drittes entstand, das mit keiner der beiden Kulturen vollkommen identisch war.

Das Buch bietet einen sehr interessanten Einblick in das reichhaltige jüdische Vereinswesen des vergangenen Jahrhunderts, und zeigt auch die gesellschaftliche Bedeutung des Engagements jüdischer Frauen auf. Sehr interessant erscheint auch die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Wohltätigkeit und sozialer Wohlfahrt im Kontext jüdischen Lebens, im Besonderen die Haltung zu Fremden, Waisen und Witwen. Das außerordentliche Engagement und die vielfältigen Hilfs- und Unterstützungsvereine, von denen es einige auch heute wieder gibt, zeigen den Umgang jüdischer Frauen mit diesem Gebot.

Elisabeth Malleier hat ein eindrucksvolles Buch geschrieben, das nicht nur für HistorikerInnen, sondern auch für alle, die an der Vielfalt jüdischen Lebens und am Ausdruck weiblicher Selbstbestimmtheit, auch im Judentum, interessant sein kann. 

© Anna Kubesch

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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