Ebensolch Rez-E-zine

 16/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Elke Stein-Hölkeskamp

Das römische Gastmahl. Eine Kulturgeschichte

Beck 2005, Dt., Gebunden mit Schutzumschlag, 364 S., 18 Abb., 4 Karten.

€ 29,90 (D) / 30,80 (A) / CHF 52,20

ISBN 3 406 52890 2

Rezension

In fast allen Kulturen spielt das gemeinsame Mahl eine zentrale Rolle in der sozialen Interaktion der Mitglieder einer Gemeinschaft.

Für die gesellschaftliche Elite der Römer gehörten Gastmähler zum Alltag. In ihrem Rahmen wurden die politischen Tagesgeschäfte auf angenehmere Art weitergeführt, Hierarchien inszeniert und die Kennerschaft auf den Gebieten der Kulinarik und Kultur demonstrativ zur Schau gestellt.

Denn den statusbesessenen Römern ging es bei cena und convivium um weit mehr als nur gutes Essen, Gesellschaftsklatsch und Entspannung nach einem harten Arbeitstag.

In ihrem Buch "Das römische Gastmahl" gibt Elke Stein-Hölkeskamp anhand der literarischen Quellen einen faszinierenden Einblick in die Esskultur der römischen Oberschicht von der Zeit Ciceros bis zu jener des jüngeren Plinius.

Obwohl kein Gastmahl dem anderen glich und sich die Tischkultur im Einklang mit der Zusammensetzung der Elite, ihrem Geschmack und ihren Wertvorstellungen mit der Zeit änderte, bestimmten festgelegte Rituale sämtliche Aspekte der gegenseitigen Bewirtung. Wer diese Regeln nicht kannte wurde verspottet, wer sie wissentlich nicht befolgte wurde ausgeschlossen. Normenkonformität war in der römischen Gesellschaft gefragt und für manchen Gast entpuppte sich das gemeinsame Mahl als glattes soziales Parkett. Auf der Gästeliste standen hochgestellte Persönlichkeiten ebenso wie die meist armen Klienten des Gastgebers. Auch Frauen und Kinder blieben vom Gastmahl nicht ausgeschlossen. Von der Art der Einladung bis zur Platzierung der Teilnehmer auf den Liegen Ð jede Handlung hatte eine subtile Bedeutung. Die Ausstattung des Speisezimmers und das Tischgeschirr waren genauso wichtig wie die gereichten Speisen und Getränke. Die Gastgeber scheuten keine Mühen und Kosten, um ihre Gäste zu verwöhnen und mit ihrer Kennerschaft zu beeindrucken. Je teuerer und exotischer, desto besser war die Devise. Zur Unterhaltung wurden Musiker, Komiker, Tänzer und Vorleser engagiert. Gerade Dichter und Schriftsteller nutzten die Gelegenheit ihre Werke vorzutragen, schließlich spielten die Gastmähler eine wichtige Rolle im Literaturbetrieb. Doch nicht alle Gastmähler waren frivole Vergnügungen. Genauso oft wurde philosophiert und der gelehrte Diskurs gepflegt, kreisten die Gespräche um Politik und gesellschaftliche Probleme.

Elke Stein-Hölkeskamp erzählt in ihrer schillernden Kulturgeschichte detailreich von Exzessen, Komplotten, Morden, erotischen Eskapaden, kulinarischen Freuden, ernsten Diskussionen und angenehmen geselligen Treffen. Von der Einladung über die oft aufwändige Beschaffung der Leckerbissen und der Speisenabfolge beim Mahl bis zur schicklichen Stunde der Heimkehr, nichts bleibt in diesem übersichtlich gegliederten Buch verborgen. Selbst die Worte der zeitgenössischen Kritiker all dieses Luxus unterzieht die Autorin einer eingehenden Analyse.

Mit "Das römische Gastmahl" ist Elke Stein-Hölkeskamp eine beeindruckende wissenschaftliche Leistung gelungen. Noch viel höher anzurechnen ist ihr jedoch die Fähigkeit ihr unglaubliches Wissen lebendig und leicht lesbar zu vermitteln. Damit wird "Das römische Gastmahl" zu einem "must have" für jeden, der sich für die Kulturgeschichte der Antike begeistert.

© Ch. Ranseder

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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