Ebensolch Rez-E-zine

 19/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Luigi Guarneri

Das Doppelleben des Vermeer

Antje Kunstmann 2005, 223 S.

18,90

ISBN 3 88897 381 3

Rezension

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Beide Vermeers, der Wahre und seine Reinkarnation - werden in dieser überaus sympathischen und intelligenten Romanbiografie vorgestellt.

Van Meegerens Kunstfertigkeit als Maler war zu seiner Zeit nicht innovativ genug, nicht der boomenden Moderne entsprechend, zu altmodisch, um ausreichend Geld für seinen aufwändigen Lebensstil zu verdienen. Er nutzte daher seine Begabung und starte eine geheime Karriere als neuer Vermeer - ganz im markwirtschaftlichen Sinne von geringem Angebot und großer Nachfrage. Er schleuste geschickt "seine Vermeers" auf den Kunstmarkt, täuschte damit sämtliche Kunstexperten und führte reiche Sammler an der Nase herum. Eine feinsinnige Rache an jenen Kreisen, die ihn verachteten. Van Meegeren hat sich somit nicht innovativer, dafür aber als genialer Könner in der Kunstwelt einen dauerhaften Platz gesichert - und dieses Buch trägt dazu bei. Van Meegeren - der geniale zweite Vermeer - ist sicher einer der bekanntesten Kunstfälscher. Vielleicht wären seine Werke nie als unecht angezweifelt worden und van Meegeren wäre nur reich und nicht berühmt geworden, wenn sein Werk "Christus und die Ehebrecherin" nicht in Hermann Görings Sammlung gelangt wäre. Im Mai 1945 wurde van Meegeren daher als vermeintlicher Nazi-Kollaborateur verhaftet. Erst als er im Gefängnis einen weiteren Vermeer malt, wird ihm geglaubt, der Schöpfer dieses Meisterstücks zu sein. In Folge avanciert van Meegeren durch seine Fakes zum Held der Nation. Schließlich ist es ja immer schön über den Reinfall anderer - in diesem Fall Hermann Görings und damit der verhassten Besetzer, im Sinne der betrogenen Betrüger - zu lachen.  Darüber hinaus entlarvt ein Fälscher zugleich auch jene Gesellschaft, die ihm Kaisers neue Kleider abgekauft hat - wie es am Beispiel von Konrad Kujau, dem genialen Fälscher der Hitler Tagebücher, zu bemerken war.

Eine gut recherchierte Lektüre, die bestens unterhält und trotzdem der Gesellschaft den Spiegel vorhält.

© S. Strohschneider-Laue  12.10.2005

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