Ebensolch Rez-E-zine

 20/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Ingried Brugger, Heike Eipeldauer, Gerald Matt, Thomas Mießgang, Florian Steininger (Hg.)

Superstars von Warhol bis Madonna. Das Prinzip Prominenz

Superstars - Buchandelsausgabe

Superstars Museumsausgabe

Hatje Cantz 2005, 320 S., 252 Abb.

39,80

ISBN 3 7757 1635 1

Rezension

Superstars - mit allen ihren Facetten - werden vom 4. November 2005 bis 22. Februar 2006 in der Kunsthalle Wien und dem BA-CA Kunstforum in freundschaftlicher Kooperation präsentiert. Eine sehenswerte Ausstellung und ein lesenswerter Katalog, dessen attraktive Aufmachung ihn zur optischen Prominenz verhilft und dem brisanten Inhalt gerecht wird.

Was sind "Superstars" und was bedeutet "Prominenz" sind die zentralen Fragen des gelungenen Projektes. Ein echtes Reizthema, dem auch in der Publikation exzellent nachgespürt wird. Ein Buch das zur intensiven Auseinandersetzung anregt und für Diskussionsstoff sorgt.

Das Prinzip der Prominenz in der Kunst ist es, die Kunst zu beherrschen prominent zu agieren. Die Bündelung von Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, die Kinder am meisten trainieren - bis es ihnen meist geschlechtsspezifisch mehr oder minder aberzogen wird. Es gilt: Wer sich am prominentesten und/oder permanentesten bemerkbar macht, dem wird - so oder so - viel Aufmerksamkeit zu teil. Wobei diese Prominenz nicht notwendigerweise auch mit Kompetenz einhergehen muss. Wie vor allem spätestens in Schulen bemerkt wird. Meist müssen sich die Unterrichtenden mehr mit  penetrant prominenten Burschen auseinandersetzen, die dadurch die meist kompetenteren aber weniger Aufmerksamkeit einfordernden Mädchen an den Rand drängen. Zuletzt bleibt langfristig weniger die Kompetenz als die Permanenz in den Gedächtnissen aller haften. Eine Beobachtung, die sich vor allem bei Klassentreffen nach langen Jahren in aller Deutlichkeit zeigt. Das dieses Erfolgsprinzip der überwiegend inkompetenten Prominenz sich nicht nur bei der Wahl der Klassensprecher bemerkbar macht, ist Basis des gewaltigen Eisbergs historischer und aktueller Politkatastrophen.

Ganz im Sinne von "Kaisers neue Kleider" sind die Erfolgsgeschichten etlicher industrieller Marken zu beurteilen. Produkte in Verbindung mit Prominenten mutieren zu Superstars der grauen Massen. Die Identifikationssucht der nicht zelebrierten "Normalbürger" mit "ihren" Superstars, entspricht den gleichen unausgelebten Sehnsüchten wie sie alle Nachahmungstäter und Trittbrettfahrer haben, denen die Qualität der Individualität abgeht. Markenfetischismus und Produkterotik beflügeln daher genauso zur künstlerischen Auseinandersetzung, wie die dahinter steckende Realität und der abkassierende Medienmoloch. Wenn Allgegenwart die Superstars auszeichnet, sind diese eigentlich die neuen Götter der Gesellschaft des Medienzeitalters. Denn sie sind für alle anderen die Hoffnung auf das vermeintlich Greifbare in der virtuellen Medienwelt.

Der Superstar unter den Künstlern Andy Warhol sagte, dass in Zukunft jeder für 15 Minuten weltberühmt sein wird. In Anbetracht diverser Spanner-TV Formate, in denen sich allerlei Leute exhibitionieren, waren diese Worte mehr als nur prophetisch.

Blicke auf die Superstars unter den Künstlern, den Superstars unter den Kunstwerken sowie den Superstars unter den Themen eröffnen etliche neue Perspektiven. Selbstinszenierung der Künstler, "brand names" und Logokultur sind weitere Inhalte, denen ebenso analytisch wie spannend und in künstlerischer Auseinandersetzung nachgespürt wird.

Die Publikation ist ein echter Superstar, während die Ausstellung dagegen nur für kurze Zeit Prominenz erhält. In der permanenten Nachhaltigkeit des Katalogs begegnet man:

Christian Ludwig Attersee, Matthew Barney, Joseph Beuys, Marc Bijl, Michael Blum, Fernando Botero, Slater Bradley, George Brecht, Candice Breitz, Sophie Calle, Maurizio Cattelan, Casale Chatwick, Christo, Jennifer Dalton, Robert Doisneau, Felix Droese, Marcel Duchamps, William Eggleston, Tracey Emin, EVA & ADELE, Justin Faunce, Nina Fischer / Maroan El Sani, Silvie Fleury, Jacqueline Fraser, Dieter Fuchs, Ron Galella, Marcus Geiger, Gil & Moti, Gilbert & George, Wayne Gonzales, Douglas Gordon, Rodney Graham, G.R.A.M., Andreas Gursky, Philippe Halsman, Kevin Hanley, Gottfried Helnwein, Matthias Herrmann, Volker Hildebrandt, Richard Hoeck/John Miller, Jenny Holzer, Jonathan Horowitz, Jörg Immendorff, Alison Jackson, Kurt Kauper, Steven Klein, Zenita Komad, Jeff Koons, Inez van Lamsweerde + VINOODH MATADIN, Matthieu Laurette, Louise Lawler, Annie Leibovitz, Markus Lüpertz, Urs Lüthi, Marcin Maciejowski, René Magritte, Kasimir Malewitsch, Pierro Manzoni, Paul McCarthy, Adam McEwen, Patrick McMullan, Jonathan Meese, Bjarne Melgaard, Duane Michals, Yan Pei Ming, Yasumasa Morimura, Helmut Newton, Claes Oldenburg, Dennis Oppenheim, Orlan, Nam June Paik, Elizabeth Peyton, Paul Pfeiffer, Pablo Picasso, Richard Prince, Robert Rauschenberg, Man Ray, Mimmo Rotella, Ed Rusha, Tom Sachs, Karin Sander, Edie Sedgwick, Jim Shaw, Cindy Sherman, Georgina Starr, Bert Stern, Sturtevant, Eve Sussman, Una Szeemann, Sam Taylor-Wood, Wolfgang Tillmans, Endre Tót, Adrian Tranquilli, Gavin Turk, Piotr Uklanski, Timm Ulrichs, Francesco Vezzoli, Andy Warhol, Julian Wasser, Weegee, TJ Wilcox, Johannes Wohnseifer.

© S. Strohschneider-Laue 05.11.2005

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