Ebensolch Rez-E-zine

 20/05

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Alison Milner

DesignBlicke. Eine Sammlung inspirierender Formen und Objekte

DesignBlicke

Haupt Verlag 2005, 190 S., 224 SW-Abb.

€ 19,90

ISBN 3 258 06897 6

Rezension

Was haben die Blüte einer Primel und ein Absperrhahn gemeinsam? Dem ersten Anschein nach nicht viel. Stellt man sie jedoch nebeneinander, wird deutlich wie sehr sie in ihrer Form korrespondieren und miteinander in visuellen Dialog treten.

Alison Milner stellt in "DesignBlicke" Fotos von Gegenständen aus ihrer persönlichen Sammlung zusammen. Es sind großteils unauffällige Objekte, die ihre Aufmerksamkeit gefesselt, sie fasziniert und zu eigenen Arbeiten inspiriert haben. Es spielt dabei keine Rolle, ob ihr Ursprung in der Natur liegt oder sie vom Menschen angefertigt sind. Auf gleiche Größe gebracht, ihrer Farbe beraubt und vor einen neutralen Hintergrund gestellt, werden die Gegenstände außerhalb ihres normalen Kontexts präsentiert. Damit ist der Weg geebnet für visuelle Vergleiche und gedankliche Assoziationsspiele.

Etliche Dinge geben Rätsel auf. Nie wäre ich darauf gekommen, dass es sich bei Nr. 66 - einem Gebilde aus spiralig gedrehtem Draht, das der in der Adams-Family beliebten chinesischen Fingerfalle ähnelt - um einen Rohrbieger handelt. Und zu meiner großen Erheiterung, ist die an das Atomium in Brüssel erinnernde Nr. 96 kein Garderobenhaken, sondern ein Kopfmassagegerät.

Glücklicherweise verrät Alison Milner in kurzen Texten, wofür die Objekte wirklich dienen und wie sie gehandhabt werden. In lockerem Plauderton erzählt sie über Herstellungsverfahren, Designgeschichte und ihre eigenen Reaktionen auf die gesammelten Fundstücke.

Gänzlich ohne belehrend erhobenen Zeigefinder lenkt sie dabei den Blick und führt mit viel Witz zu neuen Sichtweisen unauffälliger Objekte, denen wir im Alltag zu Hunderten begegnen.

DesignBlicke ist ein köstliches Buch, das dazu anregt sich Gedanken über die uns umgebende materielle Welt zu machen. Es kann sehr spannend sein, sich mit Material, Herstellungsverfahren und Form eines Gegenstandes zu beschäftigen und zu hinterfragen wie gut er seinen Zweck erfüllt. Nicht zuletzt ist es auch interessant zu erforschen, welche emotionale Wirkung er auf uns hat. Nur schade, dass es nicht möglich ist in die Zukunft zu reisen, um künftige Archäologen und Designhistoriker bei der Interpretation der Objekte zu belauschen. Wir würden uns wundern!

Die gleiche Sorgfalt, mit der die Objekte ausgewählt wurden, zeichnet auch die Buchgestaltung aus, die ein schlichtes, optisch ausgewogenes Layout mit viel Liebe zum Detail verbindet. Selbst auf ein farblich passendes Lesebändchen wurde nicht vergessen.

Ich hatte schon lange kein Buch mehr in Händen, das so viel Spaß macht.

© Ch. Ranseder 01.12.2005

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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