Ebensolch Rez-E-zine

 22/06

© 2003 Strohschneider-LaueFiction

Buch

Herbert Rosendorfer

Der Hilfskoch oder wie ich beinahe Schriftsteller wurde

Nymphenburger 2005, 300 S.

22,90

ISBN 3 485 01064 2

Rezension

Wie stellt man es an, einen marktgerechten Bestseller zu verfassen? Mit diesem Problem sieht sich der schriftstellerische Ambitionen hegende Stephan Kuggler konfrontiert. Zwei Romane hat er bereits geschrieben und obwohl diese niemand verlegen will, lässt er nicht locker.  Auf die Empfehlung eines Lektors, er möge es doch mit einem autobiographischen Roman versuchen, macht er sich von neuem an die Arbeit. Doch was hat ein 28-jähriger Studienabbrecher schon großartig an Biographie aufzuweisen? Stephan Kuggler verlässt sich auf seine Fantasie und produziert einen Romananfang nach dem anderen. Je mehr er schreibt, desto skurriler werden die Geschichten. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er vorerst mit Taxi fahren - ein Job der ihm nicht nur die Gelegenheit bietet, Angehörige sämtlicher Gesellschaftsschichten zu studieren, sondern ihm auch viel Zeit lässt, seine Kontakte zur Verlagsbranche zu pflegen. Da wäre zum einen Lektor Dr. Hermann Werner, der es mit Spesenabrechnungen nicht so genau nimmt und sich nicht einmal Stephans Namen merken kann - oder will, zum anderen die zielstrebige Lektorin Mag. Simone Bengerlein, deren Arbeitgeber sich auf Promi-Memoiren spezialisiert hat. Als Stephan Kuggler durch einen Zufall die Bekanntschaft von Konsul Dr. Hermann F. Werner macht und dieser ihn mit einem Freund verwechselt, erhält der hoffnungsvolle Jungautor Zugang zu den illustren Kreisen der Society ("Soßeijetie" in Rosendorfers Schreibweise). Die darauf folgenden Verwicklungen und die sich langsam entfaltende Lebensgeschichte von Stephan Kuggler alias Olaf Leichtiv alias Mr. Zugger alias Udo, der für kurze Zeit selbst zum Promi wird, sind ebenso haarsträubend wie unterhaltsam. Details seien hier nicht verraten, nur soviel: Als Stephan Kuggler das Pflaster in seiner Heimatstadt zu heiß wird, taucht er als Hilfskoch in Südtirol unter.

Herbert Rosendorfer ist mit der Figur des Stephan Kuggler ein herrliches Porträt eines Opportunisten, der sich in allen Lebenslagen durchblendet, gelungen. Der eigentliche "Star" des Buches ist jedoch das Milieu, in dem die Handlung des Romans angesiedelt ist. "Der Hilfskoch oder wie ich beinahe Schriftsteller wurde" ist eine beißende Satire auf jene Gesellschaftsschicht, die sich regelmäßig in der yellow press wiederfindet, und eine dem Promi- und Lifestylekult frönende Verlagsbranche. Herbert Rosendorfer ist nicht nur ein exzellenter Beobachter, sondern auch ein großartiger Geschichtenerzähler, der sich nicht scheut niederzuschreiben, was sich andere gerade noch im stillen Kämmerlein zu denken getrauen. Bravo!

© Ch. Ranseder 20.02.2006

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