Ebensolch Rez-E-zine

 23/06

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Claudia Horbas (Hg.)

Gartenlust und Blumenliebe. Hamburgs Gartenkultur vom Barock bis ins 20. Jahrhundert. (Museum für Hamburgische Geschichte)

Hatje Cantz 2006, 256 S. 286 Abb. (212 farbig)

€ 39,80

ISBN 3 7757 1693 9

Rezension

Hamburg erlebte im 17. und 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung, der es dem hanseatischen Bürgertum ermöglichte, die Freuden der Gartenkunst für sich zu entdecken. Der erstaunlich rasche Wandel Hamburgs zur Gartenstadt ist ein faszinierendes Beispiel für den Zusammenhang von wachsendem Wohlstand, der Bereitschaft Bildung zu erwerben, dem Bestreben sich gesellschaftlich abzugrenzen und kultureller Wertschöpfung. Für Kaufleute, Politiker, Pastoren und andere Angehörige der begüterten, gebildeten Oberschicht war der eigene aufwändig gestaltete Garten Statussymbol und Ort des Vergnügens zugleich. Mit Enthusiasmus wurde geplant, gepflanzt, gesammelt, geforscht und natürlich in vollen Zügen genossen. Die bürgerliche Gartenlust bereicherte sowohl das kulturelle Leben als auch die Wirtschaft Hamburgs. Die steigende Nachfrage nach gärtnerischem Fachwissen, Bäumen, Pflanzen und Samen lockte fähige Gärtner in die Stadt, die hier Gärtnereiunternehmen aufbauten, und kurbelte den Handel mit Pflanzen an. Hamburg entwickelte sich in der Folge zu einem Zentrum des Gartenhandels.

Auch Künstler und Gelehrte profitierten von der Begeisterung für komplexe Gartenanlagen und ihren Blumenschmuck. Viele der prächtigen Gärten des Barock wurden mittels Kupferstich oder Zeichnung für die Nachwelt festgehalten. Kostbare Blumenbücher entstanden als Auftragsarbeiten für Blumenliebhaber. Kunsthandwerkern wiederum dienten gedruckte Florilegien als Vorlagen und Inspiration. Botanische Publikationen wurden übersetzt, geschrieben und gesammelt. Leidenschaftliche Hobby-Botaniker und Wissenschaftler notierten ihre Beobachtungen, erstellten Pflanzpläne und hoben Samenkataloge auf.

Mit der Zeit mussten die barocken Gärten dem Wachstum der Stadt weichen. Ihre Abbilder, die Blumenalben und botanischen Aufzeichnungen haben sich glücklicherweise in Archiven und Museen bis heute erhalten. Auf der Basis dieser zum Teil einzigartigen Zeugnisse bürgerlicher Gartenliebe rekonstruieren die Autorinnen und Autoren von "Gartenlust und Blumenliebe" die faszinierende Geschichte der Hamburger Gartenkultur. Im Mittelpunkt des Buches steht die Zeit des Barock, in der die Begeisterung für Hortikultur nicht nur die Anlage wunderbarer Gärten zur Folge hatte, sondern auch in der Kunst, der Literatur und der Philosophie ihren Niederschlag fand. Die thematische Vielfalt der in "Gartenlust und Blumenliebe" vereinten Beiträge reicht von der Beschreibung der verlorenen Gärten Hamburgs über alte Gemüsesorten, Blumenmalerei und der Bedeutung des Gartens in der Welt des geschriebenen Wortes bis zu Tafelschmuck in Form von Miniaturgärten aus Fayence oder Porzellan. Chronologisch führt der Weg von den strengen Gartenanlagen des Barocks über den englischen Landschaftsgarten des 18. Jahrhunderts bis zu den Gärten der Reformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts.

"Gartenlust und Blumenliebe" ist ein großzügig bebildertes Buch, das weit mehr vermittelt als einen chronologischen Abriss lokaler Gartengeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Den Autorinnen und Autoren gelingt es, Garten-, Kunst- und Kulturgeschichte zu vereinen und so ein ganzheitliches Bild des Enthusiasmus, den Hamburgs Bewohner der gezähmten und kultivierten Natur entgegenbrachten, zu zeichnen. Die Interdisziplinarität der fachlich fundierten, spannend zu lesenden und von herrlichem Bildmaterial begleiteten Beiträge macht "Gartenlust und Blumenliebe" zu einer Perle unter den Gartenbüchern.

© Ch. Ranseder 01.04.2006

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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