Ebensolch Rez-E-zine25/06 |
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Non-Fiction Buch
Harald Froschauer, Cornelia Römer (Hgg.) Nilus 12, Studien zur Kultur Ägyptens und des Vorderen Orients.
Phoibos 2006, 144 Seiten, zahlreiche SW-Abb. im Text, 4 Farbtaf. € 29,00 ISBN 3 901232 76 1 |
Rezension Aus der schier unerschöpflichen Sammlung des Papyrusmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek wurden für die vom 14. Juli bis 30. November 2006 angesetzte Sonderausstellung antike Texte rund um Landwirtschaft und Ernährung ausgewählt. Tafelgeschirr, eine Fischmumie und weitere Funde unterstützen die schriftlichen Quellen und verschaffen einen Gesamteindruck vom Essen und Trinken in Ägypten ab Alexander den Großen im 4. Jh. v. Chr.
Bestellung von Fisch (8. Jh. n. Chr.) Schinute, ein Kamelhirte aus Maiuma, bestellt am 15. März 20 Flaschen von gepökeltem Fisch in Salzlake.
Der zugehörige Ausstellungskatalog ist ebenso wie die früheren Bände der Nilus-Reihe (s. a. Tod am Nil, ...und will schön sein) wieder wesentlich mehr als nur ein gewöhnlicher Katalog und in jeder Hinsicht eine wertvolle Bereicherung für jede Fach- und Privatbibliothek. Die Publikation vereint 13 Beiträge von 12 WissenschaftlerInnen, die sich anhand von Schriftquellen mit Landwirtschaft, Handel und Ernährung auseinandergesetzt haben. Deutlich wurde dabei wie die Immigration griechischer Siedler die Essgewohnheiten sowohl der Einwanderer als auch der einheimischen Ägypter veränderten. Der Rückgang des ägyptischen Bierkonsums bei gleichzeitigem Anstieg des Weinbaus sowie die Ergänzung der einheimischen Öle durch Import von Olivenöl bzw. dem fortschreitenden Anbau von Olivenbäumen zur Eigenproduktion, sind nur einige Beispiele für die laufenden Veränderungen.
Biersteuer (Zwischen 28. 3. und 28. 8. 198 n. Chr.) Die vorliegende Quittung bestätigt, dass die Dorfbewohner von Bakchias in der Oase Fayum ihre Biersteuer entrichtet haben.
Die Nachfrage bedingte damals wie heute das Angebot. Die Vielfalt der ägyptischen Märkte ist mit modernen mitteleuropäischen Supermärkten vergleichbar deren Produktpalette stetig mehr türkische, fernöstliche oder andere exotische Lebensmittel einbindet. Die Dokumente belegen darüber hinaus wirtschaftliche Not und Steuerzahlungen ebenso wie Produkthaftung seitens des Erzeugers. Pachtverträge geben Einblick in Landwirtschaft. Bestellungen machen deutlich, welche - u. a. importierte - Ware gewünscht war und in welchen Mengen und Gebinden die Lieferungen erfolgten. Mit Ausnahme des englischen Beitrages über Koch- und Tafelgeschirr, sind alle Artikel auf Deutsch abgefasst:
Erfreulich ist, dass die fachlich fundierten Inhalte auch dem interessierten Laienpublikum verständlich vermittelt werden. So finden auch alle, die sich bisher nicht so recht an das Kochen nach antiken Rezepten herangetraut haben, im prägnanten Beitrag "Kochrezepte" von Cornelia Römer, Direktorin der Papyrussammlung, ein ebenso appetitliches wie gut zubereitetes - und selbstverständlich kommentiertes - Menu. Wieder eine Publikation des Papyrusmuseums, die thematisch aufbereitete Ergebnisse aus der Papyrologie spannend vorlegt und kein bisschen "papiertrocken" ist. © S. Strohschneider-Laue 14.07.2006 |
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