Ebensolch Rez-E-zine

 25/06

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Rosita Nenno, Christian Rathke (Hg.)

Lederlust. Meisterwerke der angewandten Kunst aus dem Deutschen Ledermuseum Offenbach

Kerber 2006, 252 S., zahlr. Farbbabb.

€ 36,50

ISBN 3 938025 67 0

Rezension

Leder ist ein wunderbares Material das Nützlichkeit und Schönheit vereint. Es kann weich und geschmeidig sein oder dick und hart. Es lässt sich formen und verzieren und ist widerstandsfähig bis zur Unverwüstlichkeit. Auch aus sozialgeschichtlicher Sicht ist es ein interessanter Werkstoff. Vor allem im 20. Jahrhundert begegnete man ihm mit gemischten Gefühlen. Vom anfänglichen schlechten Image der Bekleidung aus schwarzem Glattleder bis zu den wütenden Protesten der Tierschützer gegen Fell- und Lederwaren. Kaum ein anderes Material hat die Gemüter so erhitzt.

Die Verwendung von Leder hat eine lange Geschichte. Das älteste Objekt im Besitz des Deutschen Ledermuseums Offenbach ist ein Behältnis aus Rohhaut, das im 4. Jahrtausend vor Chr. in Ägypten entstand. Doch nicht der außereuropäischen, sondern der europäischen angewandten Kunst widmet sich das Buch "Lederlust". In seiner Ausstattung ist der reich bebilderte Band ebenso exquisit wie die in ihm präsentierten Meisterwerke aus der Sammlung des weltweit einzigartigen Museums. Schon der mit einem Hirschmotiv geprägte Einband macht neugierig auf den Inhalt des Buches und spielt stimmig auf eine Verzierungstechnik für Leder an. In Blindprägung verziert, sind auch der Dokumentenkasten und das Buchfutteral - beide aus dem Ende des 13. Jahrhunderts - mit denen der chronologisch aufgebaute Katalog beginnt. Mit dem Voranschreiten der Zeit entwickelten und veränderten sich auch die Methoden der Lederbearbeitung und -verzierung. Den Sammlungskatalog unterbrechende Textpassagen erzählen von Techniken wie Cuir bouilli, dessen Geheimnis bis heute nicht gänzlich gelüftet ist, kulturellen Einflüssen wie der Verbreitung der Arabeske oder modischen Vorlieben für bestimmte Lederarten wie Rochen- und Haifischhaut. Lederschnitt, Handvergoldung, Einlege- (Intarsien-) und Auflegearbeiten, das Treiben von Leder und die hohe Kunst des Buchbindens - kein Aspekt des Umgangs mit dem vielseitigen Material bleibt unberücksichtigt. Vom Minnekästchen über die Goldledertapete bis zur modernen Handtasche reicht das Spektrum der Objekte. Wer Kästchen, Truhen und Futterale liebt, wird das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Rund ein Drittel der vorgestellten Exponate gehören in diese Kategorie und eines ist schöner als das andere.

Der Bildband "Lederlust" schließt eine Lücke, denn seine Vorgänger sind schon lange vergriffen. Das attraktive Buch ist ein wunderbarer Einstieg in die Welt des Leders und macht Lust sich eingehender mit dem Thema zu befassen. Schließlich ist mit ihm ein Teil der umfassenden Sammlung des deutschen Ledermuseums Offenbach nun auch für jene zugänglich, die dieses faszinierende Museum nicht besuchen können.

© Ch. Ranseder 14. Juli 2006

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

Siteinfo

retour

Index

Impressum

Newsletter

Lederlust

Jetzt suchen:
Amazon-Logo

ars mundi - Die Welt der Kunst im Internet

Außergewöhnliche Erlebnis-Geschenke

Abebooks.de - Antiquarische und gebrauchte Bücher

Kulturkonzepte und Texte

retour