Ebensolch Rez-E-zine
26/06
Non-Fiction
Buch
Robert Klanten, Mika Mischler, Sven Ehmann (Hrsg.)
Into the nature of Creatures and Wilderness
Die Gestalten Verlag 2006, Engl., 272 S., zahlr. Farbabb.
€ 35,00, $ 45,00, £ 25,99
ISBN 3 89955 099 4
Rezension
Sie ist schrecklich und schön, nährend und zerstörend, wild und gezähmt. Die Natur ist der bestimmende Faktor im Leben der Menschen. Selbst in der Großstadt ist sie um uns. Ihre Manifestationen beeinflussen unser Wohlbefinden. Sie spukt in unserem Geist und beflügelt die Fantasie. Jahrtausende hindurch wurde die Natur personifiziert, verehrt, beschwichtigt, angebetet oder als Vorbild erkoren. Das Verhältnis zur Natur als Spiegel der Gesellschaft.
Losgelöst von der Religion brachte das 18. Jahrhundert eine neue Dichotomie. Im Angesicht des mit der Industrialisierung Hand in Hand gehenden Elends wurde die Natur in den Strahlenkranz der Güte gehüllt, die sie bevölkernden Kreaturen als edel und rein stilisiert. Doch mit dem wachsenden Glauben sie beherrschen zu können, fand auch die dunkle Seite der Natur, ihre urwüchsige Schönheit und Erhabenheit, Liebhaber. Die Lust am Schrecken war geboren. Ein wenig später suchten die Kreativen des biederen 19. Jahrhunderts in der Natur ihren Lehrmeister und trieben den Naturalismus auf die Spitze. Erst der Jugendstil reduzierte um die Jahrhundertwende die Natur auf die Essenz der organischen Form. Von der Kunst ignoriert, der Politik vereinnahmt und der Werbung entdeckt, begegnete ihr das 20. Jahrhundert ambivalent. Und das 21. Jahrhundert? Die Tradition der künstlerischen Aneignung ist ungebrochen, soviel steht fest. Die Evolution schreitet voran. Mit der Erfindung des Computers wurde der Weg in die neue Dimension der hybriden Welten geebnet.
Der exquisite Bildband "Into the nature of Creatures and Wilderness" beweist anschaulich, dass sich die Künstler des 21. Jahrhunderts von jeglichem Stildiktat befreit haben. Anything goes! Individualismus ist das Zauberwort. Die für das Buch zusammengetragenen Beiträge umfassen die gesamte Bandbreite künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten - von der Fotografie über Grafikdesign, Malerei und Zeichnung bis zu Landart - sowie so manches Cross-over der Disziplinen. Es ist eine Bilderflut, die sich zwischen gegensätzlichen Polen bewegt: Vom dekorativen Augenschmaus bis zum umweltpolitischen Statement, vom dokumentarisch Abbildenden bis zur völligen Abstraktion. Darin eingebettet liegen, gleichsam orchestrierend, kurze Texte zu Schlagworten wie Naturalistic, Civilisation, Manipulated, Ornament, Graphic, Abstraction, Imitation, Threat.
In seiner Gesamtheit ist "Into the nature of Creatures and Wilderness" eine opulente visuelle Auseinandersetzung mit der Natur und den Einstellungen, die ihr entgegen gebracht werden. Die Auswahl der Arbeiten bietet eine gelungene Mischung aus fröhlicher Leichtigkeit und düsterer Tiefe, der es weder an Humor noch an intellektuellem Niveau mangelt.
© Ch. Ranseder 30. Juli 2006
Essenz
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Into the Nature.... of creatures and wilderness
