Ebensolch Rez-E-zine26/06 |
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Non-Fiction Buch Christine Ranseder Eine Siedlung der Hallstattkultur in Wien 10, Oberlaa Monografien der Stadtarchäologie Wien Bd. 2
Phoibos 2006, 436 S. mit zahlreiche Sw-Abb. und Pläne. € 65,00 ISBN 3 901232 73 7 |
Rezension Der Forschungsstand zur Hallstattkultur in Ostösterreich zeichnet sich vor allem durch Unmengen unpublizierten Materials aus. Dies wird seit etlichen Jahrzehnten beklagt, ohne dass sich eine wesentliche Veränderung abzeichnet. Bis auf wenige, dafür umso wichtigere, Ausnahmen wurden bislang vorzugsweise publicityträchtigere, u. a. an Metallfunden reichere Fundkomplexe aufgearbeitet. Befestigte Anlagen und Gräberfelder mögen differenzierte Einblicke in Herrschaftsbezirke und Sozialstrukturen gewähren, kleinere Fundkomplexe, wie die hier vorgelegte Siedlung vom Südrand Wiens, füllen dagegen nach und nach jene riesigen Lücken im archäologischen Puzzle, die letztlich den wesentlicheren Teil des Gesamtbildes ausmachen werden. Die kleine aufgelassene Siedlung von Wien-Oberlaa datiert in die mittlere bis jüngere Hallstattzeit (Ha C2 /Ha D1). Im stark fragmentierten keramischen Fundmaterial sind Kalenderbergware sowie grafitierte und schwarz-rot bemalte Gefäßreste enthalten. Ein einziger Metallfund - ein abgebrochener Nadelschaft in Sekundärnutzung - sowie Knochen-, Geweih- und Muschelartefakte (Auswertung durch Sigrid Czeika)überraschen durch ihre Nutzungsmöglichkeiten. Neben der minutiösen Analyse der Befunde und Funde, erstellte Christine Ranseder ein umfassend recherchiertes und kartiertes Fundortverzeichnis mit hohem Nutzwert. Erfasst wurden von ihr die anhand der Literatur bestimmbaren hallstattzeitlichen Fundstätten im Raum Wien, Niederösterreich und Burgenland. Ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Fundmaterial - auch mithilfe von experimentellen Methoden und zeichnerischen Rekonstruktionen - beweist, dass aus kleineren und wenig spektakulären Fundkomplexen wichtige Erkenntnisse gezogen werden können. Die bemerkenswerte Covergestaltung mit einer Pastellkreidezeichnung eines Kalenderbergtopfes demonstriert auf ansprechende Weise das grafische Talent von Ranseder schon vor dem Öffnen des Bandes. Ihre zeichnerischen Rekonstruktionsversuche zu Bauten mit eingetieften, eckigen Grundrissen sind ein wertvoller Beitrag in die noch lange nicht abgeschlossene Diskussion - nicht nur - zu eisenzeitlichen Bauweisen. Mit der Aufarbeitung der Funde von Wien-Oberlaa beweist Ranseder einmal mehr, dass seriöse Forschung nicht nur methodisch korrekt, sondern zugleich auch gut lesbar und optisch ansprechend sein kann. Ein kompaktes Werk, dass eine weitere Forschungslücke zur Hallstattzeit schließt. © S. Strohschneider-Laue 10. August 2006 |
Essenz Siteinfo Siedlung der Hallstattkultur in Wien
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