Ebensolch Rez-E-zine27+28/06 |
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Non-Fiction Buch Richard Conniff Was für ein Affentheater Wie tierische Verhaltensmuster unseren Büroalltag bestimmen
Campus 2006, 328 S. € 19,90 ISBN 3 593 37905 8 |
Rezension Hinter der luftig-leichten Fassade humorvoller Lektüre verbirgt sich ein wacher Forschergeist, der der Hackordnung der Arbeitswelt bis ins letzte Detail nachspürt. Inzwischen ist allgemein bekannt, dass gezielte Beobachtungen auf einem Hühnerhofmachen schnell die Hackordnung deutlich werden lassen. Im Schweinestall sind die Putzer hingegen am auffälligsten; ebenso ist der stete Wechsel zwischen Imponieren und Unterwerfen in einem Wolfsrudel nicht zu übersehen oder wie die Wadenbeißer nicht unbemerkt bleiben. Wo bei all diesem Gerangel um den Platz in Gruppe und den Futtertrog das Faustrecht aufhört und die Kooperation beginnt, ist nicht immer so deutlich sichtbar. Anhand gezielter Beispiele aus der Arbeitswelt, vom regionalen Kleinbetrieb bis zum multinationalen Großkonzern wird von Von Conniff oft recht drastisch aufgezeigt, wie sich Verhaltensstrukturen in beruflich bedingten Zweckgemeinschaften äußern. Dass dabei nicht unbedingt der "Gang über Leichen" am schnellsten oder erfolgreichsten zum Ziel führt, ist eine beruhigende Erkenntnis. Zuweilen ist eine teilende Kooperation erfolgreicher als rücksichtsloses Einzelgängertum, die Beachtung kultureller Gegensätze wichtiger als biologisch begründete Verhaltensmuster oder sich epidemisch ausbreitende Emotionen schlimmer als distanzierte Umgangsformen. In diesem Buch kann sich wirklich jeder selbst, KollegInnen und Arbeitsplätze - begleitet von bösem Schmunzeln - wieder erkennen. Schwerer wird es wohl bei der Umsetzung von Erkenntnissen werden, schließlich sind wir alle in diversen Affenhäusern eingebunden und den dort herrschenden Spielregeln unterworfen. Die nicht immer schmeichelhaften Verhaltensparallelen zum Tierreich zeigen uns, dass wir nicht wirklich die Krone der Schöpfung sind. Ein Spiegelbild mit hohen Unterhaltungs- und vor allem strategischem Lernwert. Man sollte das, das jeden gezahlten Cent Wert ist, Buch nach der Lektüre auf keinen Fall ins Regal schieben, sondern strategisch auf dem Schreibtisch positionieren... © S. Strohschneider-Laue 01. September 2006 |
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