Ebensolch Rez-E-zine29+30/06 |
||
Non-Fiction Buch Hans-Gert Bachmann Mythos Gold. 6000 Jahre Kulturgeschichte
Hirmer 2006, 280 S., zahlr, Farbabb. € 49,90 ISBN 3 7774 3095 1 |
Rezension Gold hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Ausstellungen die "Gold" in ihrem Titel führen und aus diesem Material gefertigte, kostbare Kunstschätze vergangener Jahrtausende präsentieren. Die Wertschätzung, die diesem Edelmetall in nahezu allen Kulturen des Erdballs entgegengebracht wird, hat ihren Niederschlag in vielen Bereichen gefunden - vom Sprachgebrauch bis zur Verkaufspsychologie. Jahrhunderte war der Besitz von Gold ein Privileg von Herrschern und Angehörigen der Oberschicht, Göttern und ihren irdischen Botschaftern. Obwohl sich heute viele Menschen das eine oder andere goldene Schmuckstück leisten können, ist die Exklusivität des edlen Metalls nicht gänzlich verschwunden. Noch immer dient in vielen Milieus exquisit verarbeitetes Gold den Mächtigen und Erfolgreichen zur Selbstinszenierung und Abgrenzung gegenüber weniger glücklichen Zeitgenossen. Es ist nicht nur der materielle Wert, sondern auch die symbolische Kraft des Goldes, die ihm seinen ungebrochenen Reiz verleiht. Das Buch "Mythos Gold" führt Bedeutung und Stellenwert des Goldes während der vergangenen 6000 Jahre vor Augen. Es ist eine packende Kulturgeschichte, illustriert mit hervorragenden Farbabbildungen einzigartiger Kunstgegenstände, als deren Auftakt Basiswissen zu Vorkommen, Gewinnung, Lagerstätten und Eigenschaften des edlen Metalls vermittelt werden. Die ältesten bisher bekannten Goldobjekte stammen aus dem kupferzeitlichen Gräberfeld von Warna, Bulgarien. Sie sind zum Teil über 6000 Jahre alt. Ausgehend von diesen bescheidenen Anfängen der Goldbearbeitung erzählt Hans-Gert Bachmann von Totengaben, Kirchenschätzen, Machtinsignien und Geldwesen. Dabei folgt er der Spur des Goldes durch die Jahrhunderte und über Kontinente. Eingebettet in den jeweiligen zeitgeschichtlichen Rahmen ist von technischen Fortschritten und Höhepunkten des Kunsthandwerkes, Prunksucht und Gier, Jenseitsvorstellungen und Opfergaben, Wertanlagen und Handelsbeziehungen zu lesen. Hans-Gert Bachmann lässt in seinem flott geschriebenen Text aber auch die Magie des Goldes, seine ideellen Aspekte und die mit dem edlen Metall verwobenen Mythen nicht zu kurz kommen. "Mythos Gold" ist ein in seinem Aufbau gut durchdachtes Buch, das in der Erschließung des umfangreichen, in fünf Blöcke gegliederten Themas größtmögliche intellektuelle Bewegungsfreiheit gewährt. Wer will, kann das Buch linear lesen und die Geschichte der Goldverarbeitung von der Bronzezeit bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Da jedes Kapitel eine in sich geschlossene Einheit bildet, ist es jedoch genauso gut möglich, sich die in "Mythos Gold" gebotene Fülle an Information häppchenweise einzuverleiben. Jedem Themenblock wurde als Orientierungshilfe eine Zeitleiste vorangestellt, die Kapitelübersicht mit chronologisch angeordneten Mini-Abbildungen charakteristischer Goldobjekte vereint. Edel gestaltet und mit großformatigen Abbildungen versehen ist "Mythos Gold" ein Augenschmaus. Wer schnell etwas zu den faszinierenden Objekten wissen möchte, ist mit den Abbildungsunterschriften gut bedient. Diese bieten neben detaillierten Angaben zu Objekt, Fundort und Datierung auch kurze Erklärungen der abgebildeten Kunstobjekte. Abgerundet wird das Buch von einem Anhang, in dem neben Literaturauswahl und Register ein ausführliches Glossar mit Begriffserklärungen von Ätzen bis Ziselieren zu finden ist. "Mythos Gold" ist ein ausgesprochen schönes Buch, das durch die Stimmigkeit von fachlich fundiertem Text, perfekt abgestimmter Bildauswahl und gelungener grafischer Gestaltung selbst zur Preziose wird. © Ch. Ranseder 25. Oktober 2006 |
Essenz Siteinfo
Mythos Gold. 6000 Jahre Kulturgeschichte
|