Ebensolch Rez-E-zine29+30/06 |
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Non-Fiction Buch Burton Holmes, Genoa Caldwell (Hg.) Reiseberichte. Der größte Reisende seiner Zeit, 1892-1952
Taschen 2006, 368 S., zahlr. Sw.- und Farbabb. € 39,99 ISBN 3 8228 2768 1 |
Rezension Reisen sind heute für viele Menschen in den reichen Industrienationen eine Selbstverständlichkeit, aber es gibt auch genügend Sesselreisende, die von den Erlebnissen anderer zehren. Daher erfreuen sich Publikationen, Vortragsreihen und Filmberichte über Expeditionen und Reisen in ferne Länder noch immer großer Beliebtheit. "Reisen heißt die Welt besitzen" war das Motto von Burton Holmes. Der 1870 in Chicago geborene Holmes hörte als Junge seinen ersten Vortrag von John L. Stoddard, des bekanntesten Reisevortragenden seiner Zeit. Er war begeistert und wurde nach Jahren tatsächlich dessen Nachfolger. Bereits als Teenager begann er zu fotografieren und unternahm mit seiner Großmutter die erste große Reise, die sie nach Europa führte. Fotos und Bericht über seine Europatour brachten Ihm sein erstes Geld ein. Ab diesem Zeitpunkt verschrieb er sich gänzlich des Reiselebens. An seinen Reiseimpressionen, die er Travelogues nannte, ließ er im Laufe von über einem halben Jahrhundert, unzählige ZuhörerInnen teilhaftig werden. Als geschickter Erzähler verschmolz er Fotos und Filme zu verkaufbaren Träumen und informativen Berichten. Lebenslang durchlief er finanzielle Höhen und noch mehr Tiefen. Rückblickend auf sein Leben sagte er selbst, dass niemanden soviel blieb wie ihm; denn nicht das Geld zähle, sondern die Erinnerung an ein glücklich ausgefülltes Leben voller einzigartiger Eindrücke. Burton Holmes starb 1958, seine Erinnerungen sind dagegen unsterblich. Die Fotos von seinen Reisen haben bis heute ihren Reiz nicht verloren. Mit Hilfe der bei Taschen erschienen "Travelogues" kann man den Schatz, den er gehortet hat, genießen als ob es der eigene wäre. Die exzellente Aufarbeitung führt an Burton Holmes und sein Werk sowie die Menschen, die ihn dabei unterstützten ebenso locker und fundiert wie einer seiner Vorträge heran: Kompakt und übersichtlich gegliedert, perfekt layoutiert und von der ersten bis zu letzten Seite ebenso informativ wie extrem unterhaltsam. Es fällt schwer das wie ein Album aufgemachte Buch nicht ständig zur Hand zu nehmen - und nicht nur weil es ein herrlicher Prachtband ist. Die ersten handcolorierten Fotos - Katharine Gordon Breed und Helen E. Stevenson benutzten einhaarige (!) Hermelinpinsel - ziehen ebenso in Bann wie die vielen eingefangenen Momente, zu denen z. B. das unglaubliche Londoner Verkehrschaos von 1897 gehört oder die spielenden Kinder von Dawson City (1903). Vieles hat sich seither verändert, manches zum Guten, manches zum Schlechten und überraschend Vieles ist trotz zweier Weltkriege gleich geblieben. In alphabetischer Reihenfolge rund um den Globus und quer durch die Zeit. So stressfrei, günstig und vor allem nachhaltig kann man selbst nicht in den nächsten Urlaub reisen. Was will man mehr? © S. Strohschneider-Laue 28. Oktober 2006 |
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Holmes, Reiseberichte. Der größte Reisende seiner Zeit, 1892-1952
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