Ebensolch Rez-E-zine

 31+32/06

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Ursula Welsch, Dorothee Pfeiffer

Lou Andreas-Salomé. Eine Bildbiographie

Lou Andreas-Salomé

Reclam 2006, 200 S zahlr. Abb.

€ 19,90

ISBN 3 379 00877 X

Rezension

Lou Andreas-Salomé (1861-1937) verfügte über einen scharfen Verstand, einen starken Willen und den finanziellen Rückhalt, der es ihr ermöglichte ein in mancher Hinsicht unkonventionelles Leben zu führen. Sie war eine Frau, die ihren eigenen Weg ging und machte wozu sie Lust hatte - jedoch ohne dabei jemals die bequeme Welt des Großbürgertums zu verlassen. Ihr 1880 in Zürich begonnenes Studium brach die in St. Petersburg geborene Louise von Salomé nach einem Jahr ab. Zur Erholung ging es 1882 nach Rom, wo sie Paul Rée kennen lernte, mit dem sie später in Berlin gemeinsam eine Wohnung bezog. Der gesellschaftskonformen Enge ihrer Familie entflohen, begann die an Philosophie interessierte junge Frau, die 1887 den Sprachforscher Friedrich Carl Andreas heiratete, zu netzwerken. Es sind diese Kontakte, die Lou Andreas-Salomé für die Nachwelt so reizvoll erscheinen lassen. Zu ihrem illustren Freundes- und Bekanntenkreis zählten im Lauf ihres Lebens Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Frieda von Bülow, Gerhart Hauptmann, Richard Beer-Hoffmann, Frank Wedekind, Felix Salten, Arthur Schnitzler, Peter Altenberg, August Endell, Max Reinhardt und seine Truppe ebenso wie Sigmund und Anna Freud.

Ursula Welsch und Dorothee Pfeiffer haben der Schriftstellerin, die sich in reifen Jahren als Psychoanalytikerin betätigte, eine faszinierende Bildbiographie gewidmet. In Mittelpunkt des Buches stehen allerdings weniger die intellektuellen Errungenschaften und das literarische Werk als das Geflecht der Beziehungen, die Lou Andreas-Salomé über die Jahre aufbaute, ihre außerehelichen Liebschaften und ihre Reisen. Der gefällig gestaltete Band vereint über 200 Fotografien und Dokumente aus dem Nachlass mit kurzen Textpassagen aus Lou Andreas-Salomés Korrespondenz, Tagebüchern und dem von ihr verfassten Lebensrückblick sowie Auszügen aus Briefen von Freunden, Bekannten und Verwandten. Sieben Texte, die den Lebensweg von Lou Andreas-Salomé nacherzählen, erschließen und gliedern das reichhaltige Bildmaterial. Unter diesem verbirgt sich so mancher Schatz, denn auf den Gruppenporträts sind die Selbstinszenierungen fallweise recht ungewöhnlich: Wenn Lou Andreas-Salomé ihre beiden Freunde Friedrich Nietzsche und Paul Rée vor den Karren spannt und in demselben sitzend selbstbewusst die Peitsche schwingt, entbehrt dies nicht einer gewissen Heiterkeit.

© Ch. Ranseder 25. November 2006

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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