Ebensolch Rez-E-zine33+34/07 |
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Non-Fiction Buch Ulrich Kutschera Evolutionsbiologie
Ulmer 2006, 2. erw. Auflage. 303 S., 198 Abb., 18 Tab. € 39,90 ISBN 978 3 8252 8318 6 |
Rezension Die Mechanismen und Wege der Evolution, die Weiter- und Höherentwicklung der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte, fesselt breite Bevölkerungsschichten seit dem Menschen Überreste ausgestorbener Tiere und Pflanzen entdeckt und zu hinterfragen begonnen haben. Ob es die Faszination für ausgestorbene Tiergruppen wie Dinosaurier, die manche Kinder schon im Vorschulalter erleben, oder das Staunen über die Mannigfaltigkeit der Organismen im weiteren Lebenslauf, kaum jemand kann sich diesen entwicklungsgeschichtlichen Entdeckungen und Fakten entziehen. Mit "Evolutionsbiologie" des Pflanzenphysiologen und Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera liegt ein ebenso umfangreiches wie modernes wissenschaftliches Handbuch vor, das sich in allen Belangen auf dem aktuellen Forschungsstand befindet. Das Standardwerk ist aufgrund seiner ausgezeichneten Verständlichkeit und übersichtlicher Gliederung nicht nur für Fachbiologen und Studenten unerlässlich, sondern auch für Schüler der gymnasialen Oberstufe und evolutionsbiologisch Interessierte empfehlenswert. Professor Kutschera gelingt es in 12 Kapiteln ein gehaltvolles Lehrbuch zu kreieren, dessen umfassendes Literaturverzeichnis und detailliertes Glossar ideale Voraussetzungen für vertiefende Studien in das Evolutionsthemas bieten. Die Kapitel zu Forschungsgeschichte und Theorien, Paläobiologie, Chemische Evolution, Endosymbiose und Zellevolution, Molekulare Phylogenetik, evolutionäre Verhaltensforschung sowie experimentelle Evolutionsforschung werden von ihm minutiös und trotz des hohen fachlichen Niveaus verständlich abgehandelt. Evolutionäre Entwicklung, gemeinsame Ursprung allen Lebens, Artenvielfalt und -aufspaltung, allmähliche Veränderung der Populationen sowie Selektion durch Mutation, genetische Rekombination und natürliche Auslese werden anhand aktueller Forschungsergebnisse fassbar dargelegt. Breiten Raum gewährt er in den letzten drei Kapiteln Kreationismus und Intelligent Design. Besonders hoch muss ihm angerechnet werden, der Diskussion überhaupt Raum zu geben, diese sachlich fundiert zu führen sowie klare Stellung gegen Bibelauslegungen - vor allem im Rahmen der Evolutionsforschung und Lehre - zu beziehen. Forschungslücken mit religiösen Inhalten zu füllen, ist nicht nur in der Evolutionsbiologie, sondern auch in allen anderen wissenschaftlichen Disziplinen verfehlt. Wissenschaft und Religion unterscheiden sich u. a. dadurch, dass die Wissenschaften Theorien aufstellen, die verifiziert oder falsifiziert werden können, während Religionen sich niemals in Frage stellen. Erschreckend ist, dass es erneut zu diesen Tendenzen und ihren Auswirkungen auf die Lehre gekommen ist. Mit diesem Buch ist man jedenfalls exzellent für Studium und Beruf sowie für allfällige ID-Diskussionen - falls man sie führen muss oder will - gerüstet. Wer mitreden will, kommt an der kompakten Pflichtlektüre "Evolutionsbiologie" nicht vorbei. © R. Strohschneider 20. Januar 2007 |
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