Ebensolch Rez-E-zine35+36/07 |
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Non-Fiction Buch Jim Heimann (Hg.), Steve Barilotti Leroy Grannis. Surf Photography of the 1960s and 1970s
Taschen 2007, Dt./Engl./Fr., 267 S. zahlr. Sw- und Farbfotos. € 29,99* ISBN 978 3 8228 4859 3 |
Rezension Der Kalifornier LeRoy Grannis ist seit seiner Jugend eins mit Strand und Wellen. Sein Leben verschrieb er bereits 1931 dem Surfen. Damals war er gerade 14 Jahre alt und hatte schon eine 50 kg Planke unter den Füßen. Er gehörte zu den ersten Kaliforniern, die damals nach hawaiianischen Vorbildern mit - verglichen mit heutigen Boards - riesigen Massivholzbrettern Wellen ritten. Bis heute - am 17. August 2007 feiert er seinen 90. Geburtstag - ist er diesem Sport treu geblieben. Surfer sind auf der Suche nach der perfekten Welle, Fotografen wollen das perfekte Bild. Seit 1959 ist Leroy Grannis beides: Fotograf und Surfer. Eine ideale Mischung, um den perfekten Moment im Surferleben einzufangen. Er fotografiert das, was er selbst damals wie heute gerne machte und sah. Und eigentlich nur deswegen, weil ihm sein Arzt geraten hatte, sich ein „magenberuhigendes“ Hobby zu suchen. Stressfreier als sein Abteilungsleiterjob, den er Ende der 70er pensionsbedingt an den Nagel hängte, kann das Fotografieren aber nicht gewesen sein. Er schoss bis 1971 unzählige Fotos, entwickelte die Fotos in seiner Garage - Amerikas beliebtester Ausgangspunkt für erfinderische und erfolgreiche Männer -, gründete ein eigenes Magazin, belieferte Redaktionen und natürlich die Wassersportler mit seinen Fotos. Die Szene der 60er und 70er, die sich zu einem eigenen Lebensstil entwickelte, hielt er fotografisch detailliert fest. Grannis begleitete eine anfangs kleine aber stetig wachsende Gruppe kalifornischer Wellensportler, die mit ihrer Begeisterung selbst zur Erfolgswelle wurden. Er ist ein Pionier unter den Surfern wie unter den Surffotografen. 1971 veröffentlichte er sein letztes Bild, aber aufgegeben hat er damals weder Surfen noch Fotografieren. Einen geschmackigen Einblick in Leroy Grannis gewaltiges Archiv bietet der bei Taschen erschienene dreisprachige Fotoband. Die 276seitige Publikation präsentiert neben einem launig geschriebenen Essay von Steve Barilotti wunderbare Fotostrecken von Leroy Grannis, die den Surfsport und das Lebensgefühl der Zeit unverfälscht präsentieren. Von den Surfern und ihren Bretter über ihre Erfolge und Feiern bis zur Müllhalde am Tag nach der Party fing er die Szene fotografisch ein. Allein die Fotos vom „Brettltansport“ in der Zeit vor der Erfindung der Dachgepäckträger bzw. Autos, die inzwischen eigens für Freizeitsportler produziert werden, sind fast ebenso göttlich wie die spektakulären Fotos vom Wellenreiten selbst. Spürbar ist in jedem seiner Fotos, seine Liebe zum Surfsport und dem quirligen Strandleben. Der Nervenkitzel, der von seinen Bildern bis heute ausgeht, schlägt in Bann. Selbst in der Fotografie suchte er die Herausforderung, ist mitten im Geschehen und oft selbst mit der Kamera auf dem Brett. Seine Fotografien beweisen, dass Herz und Auge mehr ausmachen als nur eine erstklassige Kamera mit Megaobjektiv auf Surfer zu richten. Man muss kein Wellenreiter sein, um diese Buch zu lieben. Der Zeitgeist einer Generation, die Surfbegeisterung, die bis heute anhält, wird auch Nicht-Surfer anstecken. Beeindruckende Fotos - und nicht nur der Sportler selbst - machen den Band zu einer Zeitreise an die Strände Kaliforniens und Hawaiis. Typisch Taschen und typisch Leroy Grannis: Fast so gut wie selbst surfen. © S. Strohschneider-Laue 20. März 2007 |
Essenz Siteinfo
LeRoy Grannis, Surf Photography of the 1960s and 1970s
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*Angabe ohne Gewähr |
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