Ebensolch Rez-E-zine

 37+38/07

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Jonathan Baldwin, Lucienne Roberts

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Visuelle Kommunikation in Theorie und Praxis

Stiebner 2007, 192 S., zahlr. Abb.

€ 39,00*

ISBN 978 3 8307 1329 6

Rezension

Visueller Kommunikation können wir uns nicht entziehen. Sie findet überall statt. Aber wie funktioniert sie? Welche Auswirkungen hat Design? Wie werden wir von Design beeinflusst?

Das Buch "Visuelle Kommunikation" regt zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Kommunikationsinstrument Design an, indem es diese in Beziehung zu Politik, Sozialem, Technologie und Umwelt setzt. Schließlich geht es im Grafik-, Werbe-, Produkt- und Modedesign in erster Linie um die Verbreitung von Botschaften, nicht um eine zum Selbstzweck gewordene Ästhetik. Es ist dieser ideologische Prozess, der sich wie ein roter Faden durch den hervorragend strukturierten Band, dessen drei Kapitel jeweils aus einem Theorie- und einem Praxisteil bestehen, zieht.

Im ersten Kapitel von "Visuelle Kommunikation" dreht sich alles um zwei Kommunikationstheorien: Das Prozessmodell und das linguistische Modell, die Semiotik. Im Zuge dessen wird deutlich, wie durch die Segmentierung von Zielgruppen und unterschiedliche Wege der Vermittlung von Bedeutung visuelle Kommunikation von Wirtschaft und Politik instrumentalisiert werden kann, um die breite Masse zu beeinflussen.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Kultur und Konsum. Ausgehend von der Massenkultur werden so wichtige Themen wie Mode als Zeichen am Körper, das zu gesellschaftlicher Akzeptanz oder Ablehnung führen kann, Mechanismen der Werbung, Kaufverhalten und die Konstruktion der persönlichen Identität angeschnitten.

Im Mittelpunkt des dritten Kapitels stehen "politische Designer", die mit ihrer Arbeit auf soziale Probleme hinweisen oder Widerstand leisten wollen sowie die Produktion von visueller Kommunikation, das Selbstverständnis der Designer und die Machtverhältnisse innerhalb der Designszene.

Für den Praxis-Teil des Buches haben sich Neville Brody, Michael Bierut, Joan Farrer, Shin Azumi und Tomoko Azumi, Erik Spiekermann und Emmi Salonen bereit erklärt, über ihre Erfahrungen zu erzählen. Dass sie dabei tatsächlich auf den Text des vorangehenden Theorie-Kapitels Bezug nehmen und diesen aus ihrem Blickwinkel kommentieren, ist erfrischend und ermöglicht wertvolle Einblicke in die Realität des Berufsalltags.

Jonathan Baldwin und Lucienne Roberts vermitteln mit knappen, präzisen Texten die Grundlagen einer ganzheitlichen Sicht auf das breite Gebiet der visuellen Kommunikation. Der dabei entstehende stimulierende Dialog zwischen Theorie und Praxis nimmt den Leserinnen und Lesern das Denken nicht ab. Ganz im Gegenteil! Das Autorenteam will Studenten und Designer dazu animieren, sich eingehender mit den angerissenen Themen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Doch nicht nur für die im Vorwort als Adressaten definierte Zielgruppe ist das Buch von Interesse. Visuelle Kommunikation betrifft uns alle. Im Medienzeitalter kann es nur durch ein steigendes Bewusstsein für die Funktions- und Wirkungsweisen der visuellen Kommunikation zu einer Sensibilisierung hinsichtlich der Möglichkeiten manipuliert zu werden, kommen.

Gewöhnungsbedürftig ist das Lehrbuchhafte von "Visuelle Kommunikation": Jedem der drei Kapitel ist eine Aufschlüsselung der Lernziele vorangestellt, eine Fragensammlung nachgereiht. Das wirkt beim Lesen auf den ersten Blick leicht befremdlich. Um Diskussionen in Gang zu bringen, erweist sich diese Serviceleistung jedoch als erstaunlich praktisch. Also: Nicht abschrecken lassen! "Visuelle Kommunikation" ist ein hervorragendes Buch, das eigentlich in keinem Haushalt fehlen sollte. Schließlich hilft es Prozesse zu verstehen, denen wir alle täglich ausgesetzt sind.

© Ch. Ranseder 17. Mai 2007

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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