Ebensolch Rez-E-zine

 07/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Georg Heuberger, Monika Grütters (Hg.)

Verehrt und verfemt - Chagall und Deutschland

Chagall

Prestel 2004, 192 S, 99 Farbabb.

EUR 49,95

ISBN 3 7913 3069 1

Rezension

Der großformatige Katalog zur gleichnamigen Ausstellungen "Verehrt und Verfemt - Chagall und Deutschland" in Frankfurt und Berlin ist einer Kooperation des Jüdischen Museums Frankfurt mit der "Stiftung Brandenburger Tor" Berlin sowie dem versierten Herausgeber- und Autorenteam zu verdanken. Ein herrlicher Bild- und Textband ist dazu entstanden, der zum Träumen und Verstehen gleichermaßen anregt.

Allen voran unterzieht die Enkelin Chagalls Meret Meyer das Verhältnis Chagalls zu Deutschland einer näheren Betrachtung. In ihrer Gegenüberstellung der gegenseitigen (Un-)Beziehung zwischen Chagall und Deutschland wird auch dessen Zuneigung zu Paris begreiflich.

In "Lumière liberté" - Vom Dunkel ins Licht präsentiert Monika Bohm-Duchen Chagalls Pariser Arbeiten zwischen 1910 und 1914. Spannend lässt sie die Leser am Aufstieg des jungen Künstlers und seinem ersten Kontakten mit Deutschland teilhaben.

Chagall in Deutschland und sein Publikum von 1913 bis heute stellt Annette Weber in ihrem Beitrag "Womöglich jefällt mir das Zeug" vor. Über Max Liebermann  gibt es viele Anekdoten. gemeinsam ist ihnen, dass immer sein Dialekt zum Tragen kommt, ebenso wie im Titel und in der Einleitung dieses Katalogbeitrages. Mit der gleichen Leichtigkeit beleuchtet sie den weiteren Werdegang des Malers. Berücksichtigt werden dabei ebenso wirtschaftliche, politische Faktoren wie Entwicklungen im Kaufverhalten der Sammler. 

Sammler stehen auch bei Nina Senger im Mittelpunkt. Sie widmet sich den zwei begeisterten Chagallsammlern Franz Kluxen und Hermann Lange. Ein äußerst spannendes Kapitel, dass nicht den Künstler in den Mittelpunkt rückt, sondern, hochinteressante Einblicke in Sammlerseelen bietet.

Stefana Sabin widmet sich in "Nennt mich nicht einen Phantasten" Chagalls Autobiographie und seinen Radierungen zu "Mein Leben". Gut gelaunt wird hier erzählt wie Chagall sich quasi selbst erschaffte. Einerseits bodenständig dem persönlichen Wurzeln verhaftet, war er andererseits durchaus publikumsorientiert. Der Text regt stark zum Weiterdenken und zeitgenössischen Vergleich an.

Sensibel und erschreckend zugleich transportiert  Karoline Hille in "On dit -Es war einmal..." über das Gemälde viel mehr als nur eine kunsthistorische Betrachtung. Es ist eine Reise durch die Befindlichkeiten von Kunst, Menschen und Zeiten. Übrigens die Fußnoten, sollten auf keinen Fall ungelesen bleiben. Hier verbirgt sich so manches aufschlussreiches Kleinod. 

"Chagall und der Holocaust" stammt von Ziva Amishai-Maisels. Eine gelungene Analyse zeigt den unmittelbaren Zusammenhang der künstlerischen Umsetzung Chagalls und den politischen Entwicklungen - vor allem in Deutschland - auf. 

Den Inspirationsquellen Chagalls für die Kirchenfenster von St. Stephan in Mainz spürt Nathalie Hazan-Brunet in "Messages Bibliques" nach. Während Ute Jung-Kaiser den Werdegang Chagalls erster Auftragsarbeit in Deutschland nach 1945 aufzeigt. Beide Beiträge zeigen wie gerechtfertigt die von Meret Meyer eingangs getroffene Aussage ist. Der Künstler Marc Chagall ist Inbegriff christlich-jüdischer und deutsch-französischer Verständigung.

© S. Strohschneider-Laue

(siehe auch Chagall - Die Mythen der Bibel und Marc Chagall. Meisterwerke 1908-1922)

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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