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 31+32/06

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Evelyn Benesch, Ingried Brugger (Hgg.)

Marc Chagall. Meisterwerke 1908-1922

Marc Chagall. Meisterwerke 1908-1922

Deutscher Kunstverlag 2006, 188 S., zahlr. Farbabb.

€ 29,90

ISBN 3 4220 6666 7

Rezension

Die wichtigsten Werke für Chagalls frühes Schaffen werden in diesem Katalog, der zur Ausstellung (15. November 2006 bis 18. Februar 2007) des BA-CA Kunstforum erschien, präsentiert.

Der junge Künstler Moshe Segal übersiedelte 1910 als Stipendiat erstmals nach Paris. Als Marc Chagall kehrte er 1914 wieder nach Russland, zunächst in seine Heimatstadt Witebsk, zurück. Der bis 1922 währende ungeplante Aufenthalt endete mit der Emigration nach Berlin. Seine russischen Jahre waren von großer Schaffenskraft geprägt. So begründete Chagall 1919 die Staatliche Schule für schöne Künste in Witebsk, die er allerdings bereits 1920 nach einem Zerwürfnis mit Malewitsch wieder verlässt. Er wendete sich nach Moskau, um dort für das jüdische Kammertheater Bühnenbilder und Kostüme zu entwerfen. Zugleich unterrichtete er als Zeichenlehrer in der Kriegswaisenkolonie Malachowka. Seine in dieser Zeit entstehenden Arbeiten spiegeln diese Erfahrungen in einzigartiger Weise. Chagalls Farbenrausch der späten Jahre offenbart sich bereits in seinem Frühwerk. Der fantastische Bilderreigen regt bis in die Gegenwart zeitlos zum Träumen an und fordert unaufdringlich aber nachhaltig tiefer gehendes Verständnis von den BetrachterInnen ein, die von Rainer Metzger und Benjamin Harshav mit ihren Essays beigesteuert werden.

In "Ich, das Dorf und die Welt" präsentiert Rainer Metzger Überlegungen zur Gedächtniskunst Marc Chagalls. Minutiös und kritisch unterzieht er seine Werke Betrachtungen nicht nur hinsichtlich ihrer kulturhistorischen, sondern auch soziologischen sowie politischen Aussagekraft ohne den Kontext der Zeitströmung aus dem Auge zu verlieren.

Der Beitrag "Das Jüdische Avantgarde-Theater" von Benjamin Harshav öffnet prägnante Zugänge zum jüdischen Theater, seine vor- und nachrevolutionäre Entwicklung, und damit zu den Wandbildern, die Chagall für das Moskauer Theater schuf.  Die jüdischen AktivistInnen, SchauspielerInnen und SchriftstellerInnen wurden unter Stalin inhaftiert, gefoltert, ermordet. Das Theater und der Verlag geschlossen, die Zeitung eingestellt. Nur Chagalls Bilder überlebten den Zweiten Weltkrieg und Stalinismus.

Chagalls Bilder sind lebendige Zeitzeugen und damit wesentlich mehr als nur bedeutende Werke der Kunstgeschichte.

© S. Strohschneider-Laue 16. November 2006

(siehe auch Chagall - Die Mythen der Bibel und Chagall und Deutschland)

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