Der Preis Vorbild Barrierefreiheit in Niederösterreich 2019 wurde im September durch die BhW Niederösterreich GmbH vergeben. Die Erwachsenenbildungseinrichtung betrachtet Barrierefreiheit seit Jahren als ein wesentliches Aufgabengebiet ihrer Bildungsarbeit.
Auch dieses Jahr wurde ein prenn_punkt Projekt, bei dem ich mitgearbeitet hatte, ausgezeichnet. In der Kategorie „Kultur/Tourismus/Bildung“ wurde der Preis dem Dokumentationszentrum „Wehrkirchenstraße“ in Edlitz zuerkannt.
Dr. Doris Prenn, Spezialistin für barrierefreies Design, gestaltete die historischen Räume unter Berücksichtigung barrierefreier Zugänge. Mit dem inklusiven Museumstool i+ sind die Inhalte in Leichter Sprache, Gebärdensprache und als Audiozuspielung individuell in der Ausstellung (QR-Code) abrufbar.
Ich freue mich, mit dem Lektorat der Ausstellungstexte sowie den von mir abgefassten barrierefreien Textvorlagen wieder einen Beitrag zur Inklusion in einer Ausstellung geleistet zu haben.
Benützen Sie Fremdwörter nur dann, wenn sie unvermeidlich sind. Die Allgemeinheit versteht erstens das Fremdwort und zweitens Sie nicht. Vergewissern Sie sich, ob Sie selbst das Fremdwort verstanden und zielführend verwendet haben.
„Die Vitrinen sind Themeninseln, die wir Clusternennen.“
Ist das eine unverzichtbare Information?
Interessiert das die BesucherInnen?
Gehört das in einen leicht lesbaren und leicht verständlichen Text?
Angenommen die Vitrinen wären wolkenförmig, sie wären trotzdem kein Cloud Cluster(Regengebiet). Das Publikum würde Sie sicher missverstehen und annehmen, es wäre die Zusammenballung von Datenwolken am Computerhimmel.
Nur mal so randlich angemerkt, es gibt den Cluster-Kopfschmerz. Den will niemand haben und man sollte ihn auch nicht verursachen.
Nach zwei Jahren ist es mir wieder passiert: Um Exposé gebeten und Aktenordner erhalten. Deswegen nachfolgend einige Tipps.
Es geht um ein schriftliches Verkaufsgespräch. Das Exposé soll daher weder langweilen noch überfordern oder anderweitig vergraulen. Im Gegenteil, es soll rasch und übersichtlich die wichtigsten Informationen bereitstellen. Weniger ist in diesem Fall zwar mehr, aber Eckdaten dürfen deshalb trotzdem nicht fehlen.
Genre
Auf den Punkt bringen. „Dokumentarisches Kinderbuch mit literarischem Anspruch inklusive einger Fantasyelemente“ kann nicht als auf den Punkt gebracht gelten.
Zielgruppe
„Alle“ kann nicht die primäre Zielgruppe eines Kinderbuchs sein – obwohl Erwachsene diese kaufen und Kinder sie lesen sollen.
Arbeitstitel
Knackig und beschreibend soll er sein. Er soll neugierig machen. In Erz gegossene und in Marmor gemeißelte Titel lassen viel zu wenig Spielraum.
Inhalt
Eine kurze Skizze genügt. Eine gute Orientierung betreffend Länge und Beschreibung bieten Klappentexte. Im Grunde werden hier Grundsatzfragen was, wer, wo, warum und wie beantwortet und dennoch nicht zu viel verraten.
Produktionsdetails
Umfang (Angaben nach Normseiten), Liefer-/Produktionsvorschläge (TB, E-Book etc.)
Leseprobe
Eine Seite genügt. Das ganze Manuskript liest zunächst niemand, erzeugt Ablehnung und verursacht Versandkosten.
Autor/Autorin
Ihre Kurzbiografie und ihre Kontaktdaten sind essentiell.
In eigener Sache
Sprechen Sie bitte mir – bevor Sie mir Ihr vollständiges Manuskript senden. Egal, ob Sie Korrektur oder Lektorat Ihres Manuskriptes benötigen oder Hilfe beim Abfassen brauchen, denn wie es so schön im Dialekt heißt „durch’s Red’n kemma d’Leit z’samm“.
Adjektive können über den Komperativ bis zum Superlativ gesteigert werden. Theoretisch ganz einfach, praktisch ein einziger begrabener Hund.
Manche Adjektive sind regelmäßig, andere unregelmäßig, manche nur mäßig und wieder andere gar nicht zu steigern. Mal abgesehen davon, ist in der Werbung sowieso alles anders.
Regelmäßig
Hier ein regelmäßig zu steigerndes Adjektiv:
fleißig,
fleißiger,
am fleißigsten.
Unregelmäßig
Und nun ein Unregelmäßiges:
gerne,
lieber,
am liebsten.
Verstörend bei manchen …
Mäßig wird es z. B. bei diesem:
hinterer,
hintersten,
eine gedanklich naheliegende Steigerung unterbleibt aus korrekten Gründen.
Wenn es um Absolute geht, müsste man es überhaupt lassen:
tot
töter
am tötesten.
Das hat höchstens Komödienpotenzial. Außerdem ist am rundesten oder am blauesten ebenso unmöglich, wenn es sich nicht grade um persönliche Befindlichkeiten handelt.
… und in der Werbung
Was man werbungsmäßig – zumindest in Österreich – nicht aus dem Kopf bekommt, ist eine Steigerung der besonderen Art:
gut,
besser,
Gösser.
Da kann man nur noch Prost sagen!
In eigener Sache
Als Lektorin finde ich die töteste Leiche auch in Ihrem allerhintersten Satz.
Benützen Sie Fremdwörter nur dann, wenn sie unvermeidlich sind. Die Allgemeinheit versteht erstens das Fremdwort und zweitens Sie nicht.
Egal ob Initialzündung oder Initialprojekt – alles passiert irgendwann erstmals. Aber es klingt natürlich viel gewichtiger, erprobter mit initial. Es ist als ob der vergrößerte und verzierte erste Buchstabe, das Initial, die Qualität des ganzen Kapitels garantieren würde. Ein Initialprojekt, klingt besser als „erstes Projekt“. Wer vertraut schon einem Erstprojekt, dem Prototyp, dem ersten Modell, dem Anfänger? Initialprojekt klingt nach Beta-Version. Dass dies nur eine Testversion und nicht das Release ist, wissen auch nicht alle. Der Initialschnörke ist ein Ablenkungsmanöver und eine Worthülse aus der Steinzeit der Förderungsformulare.
Überraschend genug, dass es Leute gibt, die ihre eigene Adresse nicht richtig schreiben können. Bedauerlicher, dass auch jene straucheln, die für private und staatliche Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen die Textverantwortung übernehmen. Am schlimmsten ist, dass auch in behördlichen Schriftstücken Straßenbezeichnungen oft falsch geschrieben werden. Damit ist der Fehler amtlich und es bleibt bei Kurzegasse statt Kurze Gasse. Dabei ist es so einfach.
Großschreibung
Das ersten Wort wird immer großgeschrieben: Am Graben, Neuer Markt. Alle anderen Wörter ebenso, wenn es sich nicht um einen Artikel handelt: An der Goldenen Stiege.
Zusammensetzungen
Kaiserstraße und Bahnzeile sind zusammengesetzte Straßennamen, daher werden sie auch zusammengeschrieben. Übrigens ist die Wiener Kaiserstraße (ab 1760 Kaiserweg, benannt nach Josef II. [1741-1790]) keine Rotlichtmeile wie in Frankfurt. Wer sich für die historischen Hintergründe der Wiener Straßennamen interessiert, dem sei das online abrufbare Historische Straßenlexikon empfohlen.
Geografie …
… abgeleitet auf -„er“
Straßennamen, die auf „- er“ enden, werden getrennt geschrieben, wenn sie von Orten oder Ländern abgeleitet werden: Triester Straße (Fernhandelsverbindung von Wien Richtung Süden, Teil der heutigen Bundesstraße 17). Die berühmte Wiener Kärntner Straße ist doppelbödig. Es handelt sich einerseits um die Ortsbezeichnung Kärnten und andererseits um den ehemaligen Karner (Ossarium, Beinhaus) beim Stephansdom. Hier wurde ähnlich Klingendes miteinander verschmolzen und einem Bedeutungswandel unterzogen. Nur ganz nebenbei: Der berühmteste Karner Österreichs mit rund 1200 Totenschädeln befindet sich in Hallstatt.
In der Schweiz ist es mal wieder wesentlich einfacher, es wird zusammengeschrieben: Winterthurerstrasse statt Winterthurer Straße.
… nicht abgeleitet
Nicht durch den geografischen Begriff irritieren lassen. Der Mexikoplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk – Mexiko hat als einziges Land gegen den Anschluss Österreichs 1938 protestiert-, ist korrekt geschrieben. Er ist nämlich ist nicht abgeleitet, dann wäre er der holprig klingende Mexikoer Platz.
Mehrteilig
Mehrteilige Straßenbezeichnungen werden gekoppelt, wenn sie nach Personen benannt sind: Franz-Klein-Gasse, Josef-Meinrad-Platz, Margarete-Schütte-Lihotzky-Park.
Nicht durch das „-er“ irritieren lassen, Schopenhauerstraße ist korrekt, da der Familienname auf „-er“ endet und es sich nicht um eine Ableitung handelt.
In eigener Sache
Mein persönlicher Korrekturrekord liegt bei drei falschen Schreibweisen einer Straße auf der Kontaktseite einer bedeutenden österreichischen Marketingagentur. Das soll es zwar nicht, es aber kann eben doch passieren. Gerne kontrolliere und korrigiere ich auch Ihren Webauftritt.
Die meisten Deutschsprachigen sind keine Österreicher. Diesen sind Grundkenntisse österreichischer Lebensmittelbezeichnungen dringend empfohlen, sollten Sie in Österreich überraschungsfrei essen wollen. Denn Pariser ist eine Wurstsorte und kein Kondom! Seine Sie vorsichtig mit der Aussprache. Es heißt „Geselchtes“ und es wird nicht „Geseichtes“ ausgesprochen – letzteres wäre entsprechend derb übersetzt „Gepisstes“.
Es ist auch empfehlenswert, um nicht herablassend belehrt zu werden, zu wissen, dass „a Obi is ka Baumarkt is. Des is an Opfelsoft“.
Übersteigerte Erwartungshaltungen, können dazu führen, dass man den berühmten kaiserlichen Tafelspitz zu laut als ausgekochtes Suppenfleisch mit matschigen Meerettichbrötchen – was der Leibarzt dereinst für den zahnlosen Uraltkaiser empfahl – bezeichnet. Natürlich stimmt es, es wird trotzdem übel aufgenommen, dem verdauungsfördenden Mahl des leidenden Monarchen nicht zu huldigen. Die Sachertorte ist angeblich kein trockener Schokokuchen und die Hofreitschule sicher kein Ponyhof.
Ich übersetze deutsches Deutsch in österreichisches Deutsch und auch umgekehrt. Praxisnahe Ehrfahrungswerte sind vorhanden. Irritiert las ich „Rindfleisch mit Hörnchen“ auf einer Speisekarte – ich hielt Hörnchen für Kipferln statt für Nudeln.
Die sprachlich schöne, umschreibende Verpackung eines hässlichen, unerwünschten Inhalts nennt man Euphemismus. Euphemismen können Synonyme oder Metaphern sein.
Rund um das Sterben sind die Euphemismen besonders vielfältig. Das Thema ist heikel, wie die ganze Bandbreite von tröstlich, höflich bis distanziert und respektlos belegt. Zugleich spiegeln die Beschönigungen den gesellschaftlichen Kontext wieder. Wobei ich mich persönlich bei „zu den Vätern versammelt“ immer gefragt habe, wie das jetzt bezüglich Frauen zu verstehen ist.
Inspiration wächst nicht auf Bäumen – angeblich. Gartenmenschen und Waldfans werden vermutlich das Gegenteil behaupten. Es ist gut zu wissen, wo man selbst Inspiration finden und schöpferische Kraft tanken kann. Bevor die dunkle Jahreszeit mit Dunkelheit, Schnee und Eis die Gemüter überzieht, ist es vorteilhaft eine Inspirationsliste anzulegen. Wie wäre es, zur Abwechslung einmal eine alphabetische Liste statt einer To-do-Liste anlegen?
A wie Absurdistan & Archäologie B wie Bilder & Bücher C wie cum tempore & Crossover D wie Dada & Donald (Duck natürlich!) E wie ExzentrikerInnen F wie Fotografie G wie Gespräche H wie Hälften wie Halbwissen, Halbwahrheiten I wie Idealismus J wie Jazz K wie Kunst & Krempel L wie Lemminge (menschliche) & Luftschlösser M wie Metal & Multisensorisches N wie Nonsens O wie Oldtimer P wie Panoptikum Q wie Quellenstudium & Quasseln R wie Redaktionsschluss & Reisen S wie Selbsterkenntnis Twie Trödel & Tee U wie Utopien Vwie Verballhornung & Vielfalt W wie Wasser (fließend) & Wein (rot) X wie Xanthippe Y wie Y-Chromosomler Zwie Zeitzeugen & Zuhören
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Benützen Sie Fremdwörter nur dann, wenn sie unvermeidlich sind. Auch täglich verwendete Fremdwörter bleiben trotzdem unverstandene Fremdwörter. Manchmal sogar von jenen Personen, die ihre Lobreden damit auffetten.
Manche Menschen sind berühmt und bescheiden. Sie sind unauffällig und drängen sich nicht in den Vordergrund. Dennoch ist es sehr unpassend zu sagen, dass sie genauso unprätentiös sind wie sie aussehen.